Zu wenige Konsequenzen in Österreich

Manager sollen Vorbild sein

Fast 80 Prozent der Österreicher haben kein Vertrauen mehr in Wirtschaft, Manager und Großunternehmen, so eine Studie des "International Central European Institute" in Wien. Wie man das Image von Großkonzernen wieder aufpolieren kann, war Thema beim Forum Alpbach in Tirol.

Mittagsjournal, 01.09.2011

Prominente Diskutanten

Kann man Skandale wie die Telekom-Affäre künftig verhindern und können Manager auch Vorbilder sein? Darüber haben in Alpbach die Chefs von drei großen heimischen Unternehmen diskutiert, nämlich Andreas Treichl, Vorstandschef der Erste Group, OMV-Generaldirektor Gerhard Roiss und Frank Hensel, der Österreich-Chef des Handelskonzerns Rewe.

Zu wenige Konsequenzen

Mehr Ethik und Verantwortungsbewusstsein in den Vorstandsetagen fordert Roiss. Das erwarte die Bevölkerung von hochbezahlten Managern. Treichl findet, dass es in Österreich im Vergleich zu anderen Ländern wie den USA zu wenige Konsequenzen bei Missmanagement gebe. Korruption sei fast schon ein Kavaliersdelikt, so Treichl: "Da geniere ich mich manchmal dafür."

Deutsche Vorbilder

Frank Hensel spricht von einer "äußerst hohen Akzeptanzschwelle" in Österreich. Nicht nur die Chefs, sondern das ganze Management müsste auf Missstände aufmerksam machen. Das sei eine Frage der Unternehmenskultur. Roiss verweist auf deutsche Konzerne wie Siemens oder MAN, die aus Korruptionsaffären Konsequenzen gezogen und ihre "Complience"-Abteilungen aufgestockt hätten. Diese Abteilungen sollen intern die Einhaltung der Verhaltensregeln überwachen. In Österreich passiere da zu wenig, kritisiert Roiss.

"Keine größeren Schweine als früher"

Das sich die Einstellung der Manager in den letzten Jahren entscheidend verschlechtert hat, glaubt Treichl aber nicht:"Ich glaube nicht, dass wir heute größere Schweine sind als die Kollegen in den Großbetrieben vor 20 oder 30 Jahren." Dass in letzter Zeit mehr Korruptionsfälle bekannt wurden, zeige, dass es jetzt mehr Aufsicht und Transparenz gebe als früher.