Abhören technisch kein Problem

Hat Telekom die Justiz belauscht?

Ein besonders heikles Thema in der Telekom-Affäre sind Abhöraktionen. Ende der Vorwoche ist der Verdacht aufgekommen, dass die Telekom selbst Ermittler und Staatsanwälte abhören könnte. Die Telekom hat dementiert: Das sei technisch gar nicht möglich. Doch das dürfte so nicht ganz stimmen.

Mittagsjournal, 29.08.2011

Auf Wertkartenhandys ausgewichen

Fakt ist, dass die Ermittler in der Telekom-Affäre schon seit Wochen die Befürchtung hegen, dass Telefonate, in der die Affäre besprochen wird, abgehört werden könnten. Weshalb man bereits vor einiger Zeit auf Wertkartenhandys umgestiegen ist. Wie begründet dieser Verdacht ist, ist unklar.

Allerdings ist zu hören, dass zumindest zwei Personen, gegen die Kronzeuge Gernot Schiezsler bei seinen Einvernahmen ausgesagt hatte, den Ex-Telekommanager auf seine Rolle als Kronzeuge angesprochen haben sollen. Und zwar zu einem Zeitpunkt, als dieser Umstand noch geheim und öffentlich nicht bekannt gewesen ist.

Kein technisches Hindernis

Das Argument der Telekom, dass ihr heimliches Abhören von Gesprächen nicht möglich sei stimmt jedenfalls so nicht. Herbert Kunz Lauschabwehrexperte aus Berlin sagt, die Telefon-Anbieter in Deutschland hätten bewiesen, dass man auch ohne Behördengenehmigung Telefone abhört. Auch Manfred Fink, gerichtlich beeideter Sachverständiger für Abhörtechnik in Deutschland, sieht sieht das ebenso. Denn die Telefonanbieter stellen Leitungen und Schaltstellen zur Verfügung und sitzen hier natürlich an der Quelle, sagt Fink.

Allein geht's nicht

Allerdings ist es aus Sicht des Experten nicht so, dass ein einzelner Telekom-Mitarbeiter beliebig Gespräche abhören kann. Dafür gibt es bei Telekom-Unternehmen intern normalerweise Vorkehrungen, sagt Fink. Wenn allerdings mehrere Personen, entsprechende kriminelle Energie an den Tag legen und zusammen wirken würden, dann stehen ihnen alle Möglichkeiten der Überwachung offen, so der Sachverständige.