Für weitreichende Strukturreform

Hilfswerk: Gesamtpaket Pflegesystem

Nächste Woche beginnen im Sozialministerium Gespräche über eine Reform des Pflegesystems - der im März mit knapp 700 Millionen Euro dotierte Pflegefonds sichert die Pflegefinanzierung nur bis Ende 2014. Das Hilfswerk Österreich appelliert an die Regierung, sich bei den neuen Verhandlungen nicht nur auf die zukünftige Finanzierung der Pflege zu konzentrieren.

Das Hilfswerk fordert ein Gesamtpaket, das die Lücken im Betreuungssystem schließt, die Ausbildung im Pflegebereich verbessert und Ungerechtigkeiten beseitigt.

Abendjournal, 12.09.2011

Anselm Peer

Nicht an Sozialhilfe binden

Von einem Gerechtigkeitsproblem in der Pflege, spricht Hilfswerkspräsident Othmar Karas: Nicht nur, dass es je nach Bundesland mal leichter, mal schwieriger ist zu Pflegegeld zu kommen - problematisch sei auch, dass die Pflege auf der Sozialhilfe aufbaut, die eigentlich als Armutsnetz konzipiert wurde: "Sachgerechter wäre es aber Pflege als Lebensrisiko wie Krankheit oder Arbeitslosigkeit zu sehen, und daher von der Fürsorge eher in Richtung Sozialversicherungslogik", sagt Karas.

4 Milliarden Euro werden derzeit aus öffentlichen Mitteln für die Pflege bereitgestellt, 2020 werden die Kosten schon 5 Milliarden betragen. Ein Pflegeversicherungsbeitrag sei eine Möglichkeit diese Kosten zu decken.

Mangel an Personal

Während die Zahl der hochbetagten Pflegebedürftigen ab 2020 steigen wird, gibt es jetzt schon einen Personalmangel, die Pflegeausbildung muss verbessert werden, sagt der Geschäftsführer des Hilfswerks Österreich, Walter Marschitz. Sie unter anderem sei zu sehr an die Krankenhäuser gebunden, wobei doch zukünftige Pfleger vor allem in der Altenpflege benötigt werden, sagt Marschitz: "Man muss hier Schulformen schaffen, die unabhängig von diesem System sind. Wir plädieren dafür eine BHS für Gesundheits- und Sozialberufe zu etablieren."

Bis Ende 2014 ist die Finanzierung der Pflege gesichert, doch ab 1. Jänner 2015 muss eine Neuregelung her - wie die aussehen soll wird ab nächster Woche im Sozialministerium diskutiert.