EU-Finanzministertreffen in Polen

8. April 2017, 21:58

Premiere und Signal

Dass ein amerikanischer Finanzminister an einem EU-Treffen der europäischen Kollegen teilnimmt, ist eine Premiere und ein deutliches Signal, wie groß die Sorge ist, ein Kollaps des europäischen Währungssystems könnte die gesamte Weltwirtschaft in die Tiefe reißen.

Wirtschaftsabschwung droht

Die fünf wichtigsten Zentralbanken der Welt waren schon gestern bemüht, der Alarmstimmung durch Milliardenspritzen an die Banken entgegenzuwirken.

Den EU-Regierungen ist es gelungen, sich mit dem Europaparlament auf die Details eines Regelpakets zu einigen, das zu strenger Budgetdisziplin und quasiautomatischen Sanktionen gegen Budgetsünder führen soll. Aber zur Schuldenkrise kommt jetzt auch noch die Gefahr eines neuerlichen Wirtschaftsabschwungs, gegen den es in den Staatskassen nach Ansicht der Regierungen keine Munition mehr gibt.

Angst vor zweitem Lehman-Schock

Griechenland pleite gehen zu lassen, ob geordnet oder nicht, das könnte zu einem zweiten Lehman-Brothers-Schock führen, einem Finanzeinbruch, noch zerstörerischer als nach dem Zusammenbruch der amerikanischen Bank vor drei Jahren, kommen die Warnungen aus den Zentralbanken.

Sowohl die finnischen Vorstellungen eines Pfandes für die Hilfskredite an Griechenland werden bei den Finanzministern zur Sprache kommen als auch die neuerlich verschlechterten Daten aus Athen.

Polen als Vorbild

Tröstlich könnte bei diesem eher düsteren Bild für die Finanzminister ein Blick in die Vergangenheit des Gastgeberlandes Polen sein.

Vor 25 Jahren stand Polen ebenso wie heute Griechenland vor einem scheinbar unüberwindlichen Schuldenberg. Die polnischen Schulden gerade an Österreich waren ein Dauerthema. Dank Flexibilität der damaligen Geldgeber und eines langen Zeithorizonts ist Polen aber heute eines der wirtschaftlich erfolgreichsten Länder Europas.