Keine Harmonie bei Geithner-Besuch

Euro-Stabilitätspakt wird verschärft

Eine Ausweitung des Euro-Schutzschirmes habe er gar nicht verlangt, ließ über Nacht der US-Finanzminister wissen. Aber von Harmonie war der Besuch Timothy Geithners bei den EU-Finanzministern nicht geprägt. Einigen konnten sich die Euro-Finanzminister auf eine Verschärfung der EU-Haushaltsregeln.

Morgenjournal, 17.9.2011

Raimund Löw aus Brüssel

Schäuble: "Gute Situation"

Der Gast hat den Europäern ungeschminkt die schädlichen Folgen des Durcheinanders der vielen unterschiedlichen Stimmen beim Krisenmanagement vorgehalten. Deutschlands Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) versuchte am Abend, die Wogen zu glätten.

"Die Märkte sind in einem starken Maße auch in Amerika zu Hause, und deswegen war das eine sehr gute, sehr intensive, aber freundschaftliche Situation", so Schäuble.

Pleite nicht ausgeschlossen

Lob gibt es von den Finanzministern für die Sanierungsbemühungen Irlands und Portugals. Griechenland will man nicht abschreiben, aber eine riskante Pleite kann auch niemand ausschließen.

Angst um die Sicherheit

Polens Finanzminister Jacek Rostowski warnt von Neuem davor, dass Krieg wieder möglich werden könnte in Europa, wenn sich die EU, ausgehend von der Eurokrise, weiter auseinanderentwickelt.

"Ich bin niemand, der ein Blatt vor den Mund nimmt. Spaltet sich die Eurozone, dann könnte auch die EU scheitern. Und dass Europa ohne die EU dann so sicher wäre wie jetzt, das ist schwer vorstellbar. Es geht nicht nur um Wohlstand, sondern auch um die Sicherheit künftiger Generationen", so der polnische Finanzminister.

Fekter: "Enorme Feindbilder"

Österreichs Finanzministerin Maria Fekter (ÖVP) kann die starken Worte des polnischen Kollegen nachvollziehen.

"Wir bauen gerade enorme Feindbilder in Europa auf, gegen die Banker, gegen die Reichen, gegen die Vermögenden. Sowas hatte wir schon einmal: Damals war es verbrämt unter gegen die Juden, aber gemeint waren damals ähnliche Gruppierungen – und es hat zweimal in einem Krieg geendet", sagte Fekter.

Zehntausende demonstrieren

Die Finanzminister werden heute eine Bilanz der Stresstests für Europas Banken ziehen. Zehntausende Gewerkschafter aus allen Ländern Europas wollen in Breslau gegen die Sparpolitik demonstrieren.