Schützenhilfe aus den USA
Eurokrise: EU-Finanzminister tagen
Die bedrohliche Finanzlage Griechenlands und Gefahren für den Rest der Eurozone stehen im Mittelpunkt von zweitägigen Beratungen der EU-Finanzminister im polnischen Breslau. Mit dabei ist US-Finanzminister Timothy Geithner, denn aus Sicht Washingtons tut die EU bisher viel zu wenig, um das Schuldenproblem zu lösen und den Euro zu verteidigen.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 16.09.2011
Aus Polen, Ernst Kernmayer
USA für höheren Rettungsschirm
Es ist Feuer am Dach - und das auf beiden Seiten des Atlantiks. Die Eurokrise und die gleichzeitige Schwäche der USA bedrohen die gesamte Weltwirtschaft. Der amerikanische Finanzminister Timothy Geithner hat heute zu Beginn des Treffens in Breslau die Europäer noch einmal gedrängt, sich abzustimmen um die Krise zu bewältigen: Den Rettungsschirm sollen die Europäer effizienter einsetzen als bisher, fordert Geithner zu Beginn des Treffens auf.
Beratungen auf gleicher Höhe
Es ist das erste Mal, dass die europäischen Finanzminister einen amerikanischen Amtskollegen zu ihren Beratungen beiziehen. Allerdings wollten sie vor Beginn des Treffens das nicht als Alarmzeichen werten. Der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble. Beide Seiten seien daran interessiert, Stabilität in die Finanzmärkte zu bekommen. Es gehe nicht um das Erteilen von Ratschlägen, sondern um gemeinsame Beratungen.
Ziel: Euro stabilisieren
Auch wenn sich die Finanzmärkte in den letzten Tagen wieder etwas beruhigt haben - Europa ringt nach wie vor damit, die im Juli beschlossene Ausweitung des Euro-Rettungsfonds umzusetzen und Griechenland vor der Pleite zu bewahren. Ob das überhaupt gelingen kann, darüber sind in den letzten Tagen immer öfter Zweifel aufgekommen. Doch die Diskussion darüber wollen die meisten Finanzminister - zumindest öffentlich - nicht führen: "Wir können über alles reden, sagt der belgische Finanzminister Didier Reynders. Auch über die Abschaffung des Euro oder die Wiedererrichtung der Berliner Mauer. Wir müssen aber nach vorne schauen und das heißt, den Euro zu stabilisieren".
Fekter beruhigt
Auch Österreichs Finanzminister Maria Fekter hält an der Rettung Griechenlands fest, will aber auch eine Pleite nicht ausschließen. Sollte es teurer werden als gedacht, müsste über Alternativen nachgedacht werden, das sei aber derzeit nicht der Fall, so Fekter.
Strafen als erster Schritt
Der große Wurf zur Lösung der Krise ist auch in Breslau nicht zu erwarten. Stattdessen wird es zunächst wohl wieder die europäische Politik der kleinen Schritte werden. Die EU-Kommission hat sich gestern mit dem Parlament über eine engere Abstimmung der europäischen Wirtschafts- und Finanzpolitik geeinigt. Und darüber, wie Defizitsünder künftig bestraft werden können. Die Finanzminister haben sich gegen diese Bestrafung lange gewehrt. Nun werden sie der Regelung zustimmen. Auch das ist dem Druck der weiterschwelenden Euro-Krise geschuldet.