Druck für raschen Abschluss

Metaller: WIFO erwartet "Einigung in der MItte"

Die Metallergewerkschaft fordert 5,5 Prozent mehr Lohn. Ihr Verhandler Rainer Wimmer sagt, das sei leistbar. Für die Arbeitgeber kontert Christoph Hinteregger, diese Forderung überfordere die Unternehmen. Viel Spielraum, um sich in der Mitte zu treffen, analysiert Thomas Leoni vom Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) im Ö1 Interview.

Morgenjournal, 06.10.2010

Thomas Leoni vom Wirtschaftsforschungsinstitut im Gespräch mit Volker Obermayr

Druck auf raschen Abschluss

Die Forderung der Metaller sei "stark", zumal sie um 2,5 Prozent über der Inflationsrate liege, so Leoni. "Das ist aber eine erste Forderung, mit der die Metaller in die Verhandlungen gehen", gibt der Experte zu bedenken. Offenbar sei das ein taktisches Manöver, einen raschen Abschluss zu erzielen. Die Arbeitnehmervertreter dürften offenbar ein Fenster der Gelegenheit sehen, nach der guten Wirtschaftsentwicklung der letzten Monate und der hohen Inflation.

Flexibler Reallohnzuwachs

Grundsätzlich sei die Argumentation der Gewerkschaft sinnvoll, eine Abgeltung der Inflation plus einen Anteil der steigenden Produktivität zu fordern. Die Kaufkraft sollte jedenfalls erhalten werden und es sollte ein Reallohnzuwachs "drin sein", so Leoni. Der könnte "mit entsprechenden Flexibilitätskomponenten" auch höher als in den vergangenen Jahren ausfallen.

Bei den Arbeitgebern spiele nun die Unsicherheit über die kommenden Monate die entscheidende Rolle. "Das ist keine reine Schutzbehauptung, aber eine Argumentationslinie." Die angebotenen 3,1 Prozent der Arbeitgeber sind nach Ansicht des WIFO-Experten genauso eine erste Verhandlungsposition wie die 5,5 der Arbeitnehmer.

"Irgendwo in der Mitte"

Es gebe genug Spielraum, dass sich die beiden Seiten irgendwo in der Mitte finden, meint Leoni. "Und ich würde erwarten, dass das mit einem gewissen Ausmaß an Flexibilität auch geschehen wird, sprich mit Einmalzahlungen, die an die laufende und die künftige wirtschaftliche Entwicklung gekoppelt sind." Ein höherer Abschluss mit einem Vierer vor dem Komma werde manche Unternehmen dazu zwingen, innovativer zu sein oder auf anderer Seite die Kosten zu dämpfen. Die gesamtwirtschaftlichen Folgen seien für eine offene Volkswirtschaft wie jene Österreichs aber schwer einzuschätzen.

Spannung bei Beamten

Insgesamt erwartet Leoni für den Herbst nicht mehr Arbeitskonflikte als in den vergangenen Jahren, auch wenn die Unsicherheit über die kommende Wirtschaftsentwicklung groß ist. Mit starken Spannungen rechnet der WIFO-Experte allerdings im öffentlichen Dienst.