Rektoren-Chef Heinrich Schmidinger im Ö1 Interview
"Brauchen Rettungsschirm für Unis"
Diese Woche ist er zum neuen Präsidenten der "Universitätenkonferenz", der Dachorganisation aller 21 Rektoren gewählt worden: Heinrich Schmidinger. Er ist für Zugangsbeschränkungen an Universitäten, spricht nicht gern über Studiengebühren und kann "auch einmal auf den Tisch hauen".
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 14. 10. 2011
Rektoren-Chef Heinrich Schmidinger im Gespräch mit Martin Haidinger
Lösung auch für Unis
Der 57 Jahre alte Heinrich Schmidinger ist Professor für Theologie an der Uni Salzburg und hat in zehn Jahren als Rektor seiner Universität trotz Finanzkrise erstaunlich viel bewegt und umgesetzt: von Professorenberufungen bis zu diversen Bauvorhaben. Schmidinger erwartet sich von der Regierung eine Diskussion über einen Rettungsschirm für österreichische Universitäten: "Auf der einen Seite überlegt man, wie man ganze Länder und Banken rettet, und bei der Bildung, wo es um die Zukunft unseres Landes geht, da kommt man auf solche Gedanken nicht - oder nur sehr wenig."
Studiengebühren: "Keine seriöse Diskussion"
In der Diskussion rund um Studiengebühren stört Schmidinger, dass "man so tut, als hänge die ganze Finanzierung der Universitäten von den Studiengebühren ab." Das sei nicht der Fall, denn das Geld, das aus Studiengebühren lukriert werden könne, sei viel zu wenig, so Schmidinger. Momentan sei diese Diskussion aber sowieso sinnlos, weil es sich um ein "völlig tabuisiertes Thema" handle, über das man in Österreich derzeit nicht seriös sprechen könne.
Schmidinger für Zugangsregelungen
Der Zustand, dass es in Österreich weder Studiengebühren noch Zugangsregelungen gibt, sei laut Schmidinger problematisch. "Ich glaube, es gibt kein anderes Land, das weder Studiengebühren einhebt, noch Zugangsregelungen irgendwelcher Art ansetzt. Die Problematik an unseren Unis entsteht genau aus dieser Kombination, dass es bei uns nicht nur gratis ist, sondern auch völlig hürdenlos", so Schmidinger.
"Kann auf den Tisch hauen"
Schmidinger gilt, im Gegensatz zu einigen seiner Rektorenkollegen, als sehr diplomatisch. Er hält aber fest, dass er im Falle des Falles sehr wohl Farbe bekennen werde: "Ich bin auch bei Demos mitgegangen vor einem Jahr. Ich hab bewiesen, dass ich auch auf den Tisch hauen kann. Das werde ich auch in Zukunft tun."