IHS: 74 Millionen Euro pro Tag
Metaller-Runde: Streik wäre teuer
Gewerkschafter und Arbeitgebervertreter verhandeln heute doch wieder über die Metaller-Löhne. Ob es auch schon zum Lohnabschluss kommt, steht noch nicht fest. Ein Vollstreik würde teuer kommen.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 17.10.2011
Teurer Arbeitskampf
Vorbei sind jedenfalls die Zeiten, in denen ein Metaller-Streik nur als Kurzzeitprotest galt. Zwei Streiktage hat die Branche jetzt schon hinter sich. Am umfassendsten war der Streik am Freitag, wo in rund 200 Betrieben die Räder still standen. Kostenpunkt: Zwei Millionen Euro. Sollte es tatsächlich noch zu einem Vollstreik der Metaller kommen, würde das laut dem Institut für Höhere Studien (IHS) pro Tag 74 Millionen Euro kosten.
Keine Trendwende?
Trotz Streiks und lautem Säbelrasseln kann Erich Laminger, früherer Chefverhandler der Arbeitgeber, eine Trendumkehr in Sachen Herbst-Lohnrunde nicht erkennen. Er glaubt nicht, dass Lohnverhandlungen auch künftig so laufen werden. Und dass die Gewerkschafter schon zu Beginn der Lohn-Verhandlungen mit ihrer Forderung an die Öffentlichkeit gehen, sei grundsätzlich nichts neues. Denn bis zum Jahr 1991 sei es üblich gewesen, dass die Verhandlungen mit der Nennung einer Forderung durch die Gewerkschaft begonnen haben. Das habe er gemeinsam mit den Partnern abgeschafft und seither seien die Verhandlungen mit Wirtschaftsgesprächen eröffnet worden. Dass aber schon die erste Verhandlungsrunde abgebrochen wird, das habe es nie gegeben. So geschehen am vergangenen Mittwoch.
Bekannte Positionen
5,5 Prozent Lohn-Erhöhung fordert die Gewerkschaft. Die Metaller sollen nicht nur einen Ausgleich zur Inflation bekommen, sondern auch am guten wirtschaftlichen Erfolg der Unternehmen beteiligt werden. Die Arbeitgeber dagegen argumentieren mit der Zukunft. Es stehen wirtschaftlich schlechte Zeiten möglicherweise gar eine Rezession bevor. Daher bieten sie nur 3,65 Prozent plus Einmalzahlungen an.
Kulturelle Unterschiede
Grundsätzlich sind die Unterschiede zwischen Lohn-Forderung und Lohn-Abschluss in Österreich nicht so hoch, erklärt Bernhard Felderer, Leiter des IHS. "Die Differenz zwischen dem, was die Gewerkschaft fordert, und dem, was letztlich herauskommt, ist geradezu kulturell unterschiedlich. In Italien werden die Forderungen nur zu einem Drittel befriedigt, auch in Deutschland ist die Differenz zwischen Forderung und Abschluss viel größer als bei uns. In Österreich setzen sich die Gewerkschaft stärker durch." Allerdings könne man dadurch trotzdem nicht darauf schließen, welcher Abschluss heuer erzielt wird und ob tatsächlich ein Vierer vor dem Komma steht. Wie hoch der Abschluss ausfällt, darauf will sich keiner festlegen. Dass er bald kommt, glaubt zumindest Thomas Leoni vom Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO).