Grundlegende Änderungen nötig

Tomandl: Reformpläne reichen nicht

Theodor Tomandl, der frühere Leiter der Pensionsreform-Kommission, drängt auf grundlegende Reformen beim Pensionssystem. Tomandl fordert Änderungen bei der Hackler-Regelung, der Korridorpension und beim Frauenpensionsalter.

Mittagsjournal, 20.10.2011

"Ehrenwerte" Vorschläge

Die jetzt geplanten und von den Sozialpartnern vorgeschlagenen Maßnahmen - vor allem gegen Invaliditätspensionen - seien zwar "ehrenwert", aber zu wenig, um das Pensionssystem langfristig zu sichern, sagt Tomandl. Mit einem Ausbau von Rehabilitation und Anreizen zum Längerarbeiten könne das Pensionsalter nicht erheblich angehoben werden. "Das halte ich für eine Illusion."

Bedingungen verschärfen

Das Grundsatzproblem sei, dass in Österreich die Kriterien für eine Invaliditäts- oder Berufs-Unfähigkeitspension zu wenig streng seien. Denn in Österreich seien 17 Prozent der Pensionen Invaliditätspensionen, und das obwohl wir ähnlich gesund seien wie andere europäische Völker. Daraus folge, dass das kein Problem der Gesundheit sein könne, sondern der Zugangsbedingungen: "Man kriegt in Österreich eine Invaliditätspension wesentlich leichter als in anderen europäischen Staaten." Diese Bedingungen müssten verschärft werden, so Tomandl, aber über die Invaliditätspension allein könne man das Pensionsantrittsalter nicht erhöhen.

Abschläge statt Prämien

Wenig hält Theodor Tomandl auch vom Vorschlag, dass mögliche Frühpensionisten Prämien bekommen sollen, damit sie länger arbeiten. "Das ist genau kontraproduktiv", damit entstünden nur zusätzliche Kosten. Im Gegenteil müssten Menschen, die früher in Pension gehen und damit die Pension länger beziehen, "einen entsprechenden Abschlag haben, der sie gleich stellt mit jenen Menschen, die länger arbeiten."

Frühere Angleichung

Der ehemalige Leiter der Pensionsreformkommission sagt, zur Sicherung des Pensionssystems bedürfe es grundlegender Änderungen: "Man muss aufhören mit der Hackler-Pension, die bis 2016 laufen soll. Und man müsste das Frauenpensionsalter früher anheben als derzeit vorgesehen, sodass wir eine Gleichstellung schon vor 2033 haben." Auch bei der Korridorpension werde man zu "wirklich neutralen Abschlägen" kommen müssen. "Die sind heute zu gering."

Warten kommt teuer

Theodor Tomandl drängt auf rasche Änderungen. Je länger es dauert desto einschneidender müsse eine Pensionsreform ausfallen: "Mit jedem Jahr, das man zuwartet, wird die Belastung erheblich steigen."

Buchtipp

"Wie sicher sind unsere Pensionen?", Theodor Tomandl, Braumüller Lesethek, ISBN-10: 3991000539, ISBN-13: 978-3991000532