Nach IAEO-Atombericht

Israel hofft auf Sanktionen gegen Iran

Nach dem irankritischen Bericht der Internationalen Atomenergie-Organisation wartet Israel darauf, ob es Konsequenzen geben wird. Vor dem Bericht hatten die Israelis laut über einen möglichen Militärschlag gegen den Iran nachgedacht. Jetzt hofft man darauf, dass die Welt sich zu harten Sanktionen gegen den Iran entschließt.

Mittagsjournal, 9.11.2011

Israel sieht sich bestätigt

Keineswegs überrascht, sondern in ihren Annahmen und Positionen bestätigt sehen sich die Israelis durch den Iran-Bericht der Atombehörde. Dass der Iran seit Jahren verdeckt an verschiedenen Komponenten einer Kernwaffe arbeite, das hätten Geheimdiensten verschiedener Länder längst gewusst, sagen israelische Experten. Der frühere Chef der Atombehörde, Mohammed el-Baradei, habe das aber heruntergespielt. Die Bedeutung des nun vorgelegten Berichts sehen die Israelis vor Allem darin, dass er dem Verdacht gegen den Iran einen offiziellen Stempel gebe – damit hätten die USA, Europa und die UNO nun eine Handhabe für harte Maßnahmen gegen den Iran.

Redeverbot für Minister

Die politische Führung, die im Vorfeld des Berichts mit Hinweisen auf einen möglichen Militärschlag gegen den Iran den Druck erhöht hatte, hält sich zunächst demonstrativ zurück. Premier Benjamin Netanjahu hat seinen Ministern Redeverbot erteilt. Man müsse den Bericht erst studieren, heißt es. Reaktionen gab es hingegen von prominenten Oppositionspolitikern, und die Richtung ist klar: Israel wünscht sich jetzt schmerzhafte Sanktionen gegen den Iran. Das Problem betreffe die ganze Welt, sagte die Oppositionschefin und frühere Außenministerin Zippi Livni: „Die freie Welt muss sich jetzt zusammenschließen, um den Iran zu stoppen. Jetzt ist die Zeit zum Handeln gekommen, und wir brauchen sowohl Entschlossenheit als auch Klugheit von der ganzen internationalen Gemeinschaft“.

Bedrohung für Region

Der frühere Verteidigungsminister Benjamin Ben-Elieser von der Arbeiterpartei liest aus dem Bericht heraus, dass das iranische Kernwaffenprogramm bald den Nicht-Umkehr-Punkt überschreiten werde – und dass sei etwa auch eine Bedrohung für die sunnitische arabische Welt: „Israel muss sich für jede Option vorbereiten, denn wir haben ein existentielles Problem. Aber die Bedrohung richtet sich nicht nur gegen Israel – wer sich an die Spitze des Kampfes stellen muss, sind die USA, ist die freie Welt, die sich um die Stabilität im Nahen Osten sorgt“.

Warnung vor Hysterie

Zugleich gibt es Stimmen, die vor Hysterie warnen. Vielleicht werde der Iran wirklich schon in einem Jahr theoretisch eine Kernexplosion testen können – aber es werde danach noch Jahre dauern, ehe er imstande ist, einen nuklearen Sprengkopf in eine Rakete zu packen und sie abzuschießen. Mit anderen Worten – auch in Israel weiß man nicht, wie viel Zeit noch bleibt, ehe es wirklich brenzlig wird.

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