Wut über Sparpakete wächst weiter
Gewerkschaft rüstet zum nächsten Kampf
Die Bürger Griechenlands wissen, was sie nicht wollen: das drohende Sparpaket und den Würgegriff der Europäischen Union. Die Gewerkschaften bereiten sich darauf vor, auch gegen die Übergangsregierung auf die Straße zu gehen. Die Spitzen der Gewerkschaft geben sich kampfbereit.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 10.11.2011
Eine Reportage aus Athen von
Trotz des Rücktritts des bisherigen Regierungschefs Giorgos Papandreou und seiner Regierung, bleibt die wirtschaftliche Lage in Griechenland prekär. Die Arbeitslosigkeit steigt, vor allem unter Frauen und Jugendlichen und die Einsparungen, die der Staat vornehmen muss, treffen vor allem die Griechen, die geringere Einkommen haben. Die Chefs der beiden größten griechischen Gewerkschaften, haben alle Hände voll zu tun und wissen bald nicht mehr, wie sie ihre Mitglieder noch bei Laune halten können.
Neue Streikdrohungen
Eines machen Ioannis Panagopoulos und Costas Tsikrikas, die Chefs der beiden größten griechischen Gewerkschaften von Anfang an klar: Sollten die Sparmaßnahmen, die die EU von der neuen griechischen Regierung erwartet, mit derselben Härte wie bisher umgesetzt werden, werde man sich zur Wehr setzen. Ioannis Panagopoulos, Chef der Gewerkschaft für Privatangestellte: „Wir haben unsere Meinung bereits kundgetan. Diese Maßnahmen führen in eine Abwärts-Spirale. Wir werden auch der neuen Regierung sagen, was wir brauchen. Und wir werden die neue Regierung an ihren Handlungen beurteilen. Und wenn diese für uns untragbar sind, werden wir NATÜRLICH streiken!“
Es zahlen die Falschen
Die Griechen seien ausgewrungen und leergesaugt, sagt Panagopoulos. Die Sparmaßnahmen, die der Staat in den letzten zwei Jahren umgesetzt habe, hätten die Griechen in die Armut gestürzt: „In Griechenland haben wir eine unglaublich hohe Zahl an Arbeitslosen. Die Pensionen sind teilweise bis auf 480 Euro im Monat gefallen. Gleichzeitig sind fast 30 Prozent der Griechen unversteuert und unversichert. Für den Staat ist das ein Verlust von 6 Milliarden Euro im Jahr“.
Es seien eben die Menschen, die in der in Griechenland boomenden Schattenwirtschaft arbeiten, die den Staat jedes Jahr um Milliarden Euro brächten, sagt der Gewerkschafter. An ihrer Stelle werde stattdessen das Geld bei den arbeitenden Leuten eingetrieben. Und die würden dann in der Öffentlichkeit als die Sündenböcke der Nation dargestellt werden, zeigt sich der Gewerkschafter Ioannis Panagopoulos enttäuscht: „Die Griechen haben einen Lohnverlust von rund 50 Prozent, die Privatwirtschaft ist ein Dschungel und jeder fünfte Grieche ist arbeitslos. Das SIND unsägliche Zustände und es ist kein Wunder, dass die Menschen mit Gewalt reagieren“.
Gewalt nimmt zu
Und die Gewalt nimmt zu. Zuletzt sind die Griechen im Oktober auf die Straße gegangen, haben den öffentlichen Verkehr lahmgelegt, die Behörden, Schulen und Ministerien geschlossen. Die Kritik daran kann Costas Tsikrikas, Gewerkschaftschef der Öffentlichen Bediensteten, nicht verstehen: „Sie müssen wissen, die Arbeiter sind nicht plötzlich und unerwartet ausgerastet. Die Maßnahmen, die die Troika in Griechenland durchgesetzt hat, haben Gehälter beschnitten und die Rechte unsere Klienten missachtet. Es war unsere Pflicht, uns für die Rechte derjenigen einzusetzen, die wir vertreten.“
Man wisse sehr wohl, dass die Griechen ihre Versäumnisse in den letzten Jahren bezahlen müssten. Doch die derzeitigen Maßnahmen würden nur zu Lasten der arbeitenden und weniger wohlhabenden Bevölkerung fallen, sagt der Chef der Privatangestellten, Panagopoulos: „Und deswegen GIBT es Streiks und GIBT es Demonstrationen, weil man diesen Leuten ZUHÖREN muss. Wir brauchen neue Strukturen, denn die Situation IST unfair. Die Sparmaßnahmen treffen die Armen, treffen die Pensionisten, treffen die mit geringem Einkommen. Und diese Situation kann nicht toleriert werden. Die Leute sind wütend, die Leute sind hoffnungslos. Wenn wir nicht streiken, dann gibt es einen Blutschlachten auf den Straßen.“
Mit einem Streik wird man also rechnen können. Denn eine der ersten Aufgaben der neuen griechischen Regierung wird es sein, den Gürtel noch ein wenig enger zu schnallen. Auch bei den Angestellten und den Beamten.