Schnitzlers unterschätztes Meisterwerk

Volkstheater zeigt "Der einsame Weg"

Arthur Schnitzlers Stück "Der einsame Weg" ist ein Generationen- und Künstlerdrama, das seltener gespielt wird als etwa "Das weite Land". Für viele ist es aber eines seiner besten Stücke. Nun wagt sich das Wiener Volkstheater daran. Premiere ist am Freitag, 18. November 2011.

Kultur aktuell, 17.11.2011

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Volkstheater

Respekt vor der Sprache

Arthur Schnitzler ist eher in den Spielplänen des Burgtheaters und des Theaters in der Josefstadt zu findet als im Volkstheater in Wien, mutmaßen wohl manche zurecht, wenn man aus den Erfahrungen der letzten Jahre schöpft. Das war nicht immer so und jetzt hat man, so scheint es, ziemlich gute Karten für einen Erfolg.

Denn der sehr junge, bei uns kaum bekannte deutsche Regisseur Alexander Nerlich sagt etwas, das man von seinen Kollegen heute nicht allzu oft hört: "Respekt vor der Sprache muss man haben, weil sie nur dann ihr Geheimnis behält."

Tödlicher Generationenkonflikt

Das Stück "Der einsame Weg", 1904 in Berlin uraufgeführt, ist geradezu prophetisch. Es nimmt den Freitod von Schnitzlers Tochter Lili vorweg und schildert eine Gesellschaft, in der der Generationenkonflikt tödlich ist. Im Künstlermilieu verankert, zeigt es die Orientierungslosigkeit der Jungen gegenüber der älteren Generation, die an nichts anderes gedacht hat, als sich selbst zu verwirklichen.

Nerlich, der 32-jährige Regisseur, zeigt das Stück in einem offenen Raum mit Anklängen an heutige Künstlerateliers, die Gegenwärtigkeit von Schnitzlers spannendem Text ist jederzeit spürbar.

Ende mit Selbstmord

Die junge Johanna und der viel ältere Dichter von Sala, gespielt von Nanette Waidmann und Denis Petkovic, werden am Ende des Stücks Selbstmord begehen. Regisseur Alexander Nerlich spricht vom "tödlichen Klima der Einsamkeit" in dem Stück.

Ursprünglich wollte Arthur Schnitzler sein Stück "Die Egoisten" nennen. Und die Elterngeneration in "Der einsame Weg" hat vieles mit jener gemein, die alle Ressourcen und alles Kapital aufbraucht, um nichts für die Jungen übrig zu lassen. Im Angesicht von Krankheit, Alter und Tod erkennt diese zu spät, dass sie in Einsamkeit versinkt und die eigene Kinder nur benutzt hat.