Ratingagenturen prüfen zurzeit

Begehrte Anleihen aus Österreich

Die Zinsen für zehnjährige Staatsanleihen Österreichs sind doppelt so hoch wie jene für deutsche. Dieser Unterschied sei sachlich nicht gerechtfertigt, sagt Martha Oberndorfer von der Bundesfinanzierungsagentur. Bei Anlegern seien die Anleihen deshalb sehr begehrt. Die laufende Prüfung Österreichs durch Ratingagenturen sieht Oberndorfer gelassen.

Mittagsjournal, 18.11.2011

Besuch wie üblich

Jedes Jahr kommen Experten der drei großen Ratingagenturen, Moodys, Standard and Poors und Fitch nach Österreich. Auch heuer läuft das Besuchsprogramm wie üblich ab, sagt Österreichs oberste Schuldenmanagerin Martha Oberndorfer, die Geschäftsführerin der Bundesfinanzierungsagentur. Die Agentur ist dafür verantwortlich, dass die Republik ihre Zahlungen immer leisten kann und nimmt dazu unter anderem über Staatsanleihen Geld vom Finanzmarkt auf.

Begehrte Anleihen

Derzeit wird Österreich von den Ratingagenturen noch mit der höchsten Kreditwürdigkeit, dem Triple A, bewertet. Trotzdem sind die Zinsen für zehnjährige Staatsanleihen mit dreieinhalb Prozent derzeit doppelt so hoch wie jene für Deutschland. Diese Zinsdifferenz sei zu hoch, sagt Oberndorfer. Das würden auch die Anleger so sehen wie unter anderem deutsche Pensionskassen und Versicherungen, die die Lage nützen: Die Nachfrage nach österreichischen Staatsanleihen sei derzeit viermal so hoch wie üblich, erklärt Oberndorfer. Weil Deutschland als einer der letzten sicheren Anlage-Häfen gilt, sind die Zinsen für deutsche Anleihen jetzt extrem niedrig.

Zinsen relativ niedrig

Doch der Zinsunterschied sei nicht die Hauptsache, erklärt die Chefin der Bundesfinanzierungsagentur. Wichtig für das Budget sei das absolute Zinsniveau, "und das ist relativ niedrig", so Oberndorfer. Anfang des Jahres seien die Zinsen mit 3,8 Prozent noch höher als jetzt gewesen, stellt Oberndorfer fest.

Hauptsache Wirtschaftsdaten

Das Zinsniveau ist nur eine der Kennzahlen, die die Ratingagenturen bei ihrem Besuch in Österreich interessieren, sagt Oberndorfer. Dabei gehe es um Wirtschaftsdaten und Wettbewerbsfähigkeit. Abhängig vom jeweiligen Schwerpunkt der Prüfungen seien auch die Gesprächspartner der Ratingagenturen. Auf jeden Fall dabei seien das Finanzministerium, die Bundesfinanzierungsagentur, die Nationalbank, das Wifo. Details zu den aktuellen Gesprächen darf Oberndorfer nicht nennen. Sobald die Analysen der Ratingagenturen veröffentlich sind, kann man sie aber auf der Internet-Seite der Bundesfinanzierungsagentur nachlesen.