Ex-EZB-Volkswirt warnt

"Vertrauen in EZB bewahren"

Der frühere Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank, Othmar Issing, warnt davor, dass die Europäische Zentralbank unbeschränkt Staatsanleihen angeschlagener Länder kauft. Das würde das Vertrauen in die EZB und damit den Euro gefährden.

Morgenjournal, 2.12.2011

Othmar Issing im Gespräch mit Michael Csoklich

"Die Geschichte lehrt uns"

Diesen schweren Fehler würde die EZB bestimmt nicht machen, so Issing. "Sollte man die Schulden aller Länder garantieren, würde man die Notenpresse der Politik ausliefern", so Issing. "Die Geschichte lehrt uns, was dann geschieht." Einen Vergleich mit den USA oder Japan lässt er nicht gelten. Die US-Notenbank (Fed) kaufe ja nicht Staatsanleihen von Kalifornien oder Montana auf. Zudem gibt Issing zu bedenken, dass die EZB derzeit die einzige Institution der EU sei, die noch Vertrauen genieße. "Würde ihre Reputation beschädigt, würde es um den Euro schlecht stehen."

Länder müssen Krise selber lösen

Wie kommen wir aus der Krise wieder heraus? Man hätte von Anfang an ein klares Konzept mit einer klaren Aussage benötigt, sagt der Ex-EZB-Experte. Die Lösung der Staatsschuldenfrage könne nur in den betroffenen Ländern liegen. Italien könne sich nur selbst retten. Kein Fonds, wie groß auch immer, könne Italien aus dieser Lage befreien. Der Euro sei aber "selbstverständlich" zu retten.