Bergbau und Industrie dominiert nach wie vor
Klimaschutz: Die zwei Gesichter Südafrikas
Auf der Klimakonferenz in Durban präsentiert sich Südafrika gerne als Afrikas Pionier in Sachen Klimaschutz. In Wirklichkeit lebt das Land von der Schwerindustrie und Kohle. 40 Prozent aller Treibhausgase Afrikas werden vom Gastgeberland der Klimakonferenz in die Luft geblasen. 90 Prozent des Stroms kommt von Kohle. Die Wirtschaft soll wachsen, um jeden Preis.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 6.12.2011
Umweltbewusstsein vorhanden
Viele Schulklassen besuchen die Klimakonferenz. 13-jährige Mädchen kennen die Folgen des Klimawandels: "Wir werden kein Wasser haben. Es wird sehr heiß werden. Viele Menschen haben nichts zu essen."
Katastrophale Folgen: Asthma und Krebs
Grauer Dunst hängt über Durban. Kohle, Öl und Chemieindustrie verschmutzen die Luft und die Menschen im Industrieviertel, sagt Desmond d’Sa von einer lokalen Umweltorganisation: "Hier kriegt man keine Luft. Die die Hälfte der Kinder hat Asthma, die Augen brennen. Viele Menschen leiden an Krebs. Die Leukämie rate ist 24 Prozent über dem Durchschnitt. Die Kinder sind die Hälfte der Schulzeit krank und jede Woche sterben hier viele Menschen. Die Klimakonferenz ist eine Farce, die Welt soll glauben, dass Südafrika grün geworden ist, das Gegenteil ist der Fall."
Wichtiger Geschäftszweig Bergbau
Das sagt auch Bobby Peek, Chef von der Umweltorganisation Ground Work: "Wir wollen die Klimakonferenz nach Südafrika holen um Afrika zu helfen. Wir erreichen unsere Klimaziele nicht und gleichzeitig werden mit den Geldern der Weltbank zwei riesige neue Kohlekraftwerke gebaut." Südafrikas Wirtschaft lebt vom Geschäft mit dem Bergbau. Zwei Autostunden nördlich von Durban ist der größte Kohlehafen der Welt, riesige Containerschiffe bringen Kohle von hier nach Europa, die USA und nach Asien.
Bevölkerung geht leer aus
Aber die Bevölkerung hat nichts davon. Die großen Bergbaukonzerne BHP Billiton und Anglo American verdienen am Export. Die Aktionäre in London, Australien und New York stecken die Profite ein. Peek: "Die Kohle holt Menschen in Südafrika nicht aus der Armut. Vier Millionen Menschen haben noch immer keinen Strom. Die Konzerne kriegen den Strom sogar billiger als die Haushalte. Und die Industrie verbraucht den Großteil des Stroms, nicht die Haushalte."
Gewerkschaften: Umweltschutz und sichere Jobs
Wenn es Südafrika mit der Klimapolitik ernst meinen würde, müsste mehr Geld in Solar und Windenergie gesteckt werden, neue Jobs würden entstehen. Das wollen sogar die Arbeiter des größten Energiekonzerns Eskom, sagt Thanduxolo Ndyenge, einer ihrer Gewerkschafter: "Wir wollen weg von der schmutzigen Technologie. Aber das geht nicht so schnell, unsere Arbeiter brauchen sichere Jobs. Manche versorgen 20 Personen. Wir wollen Geld von den Industrieländern, für neue Technologien und Forschung. Wir haben noch genug Kohle für 300 Jahre. Wenn wir die nicht anfassen sollen, brauchen wir Entschädigung."
Wassermangel wegen Kraftwerken
Aber noch baut Eskom neue Kraftwerke. Das ärgert die Bäuerin Mphatheleni. Nicht genug dass der Klimawandel Dürre bringt, die Kohlekraftwerke stehlen das Wasser: "Die Kohle macht unseren Boden kaputt. Die Kraftwerke brauchen das Wasser das wir trinken. Sie zerstören unser Ökosystem, unsere Ernte, unser Essen."
Konzerne auf Klimakonferenz
Noch haben die großen Energiekonzerne die Regierung fest im Griff. Ihre Vertreter sitzen hier auf der Klimakonferenz in der südafrikanischen Delegation, sagt Bobby Peek. Mutige Klimapolitik ist nicht zu erwarten.