Staatskasse muss gefüllt werden
Jagd auf Steuersünder mit Ferrari
Italien sucht Auswege aus der Krise – auch mittels Aufspürung von Steuersündern. Dabei geht man jetzt ganz eigene Wege. Die Finanzbehörden haben jetzt sämtliche Ferrari-Fahrer im Visier.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 07.01.2012
Aus Italien,
In Italien kostet der Liter Benzin mittlerweile 1 Euro 80 und mehr pro Liter. Bei solchen Preisen ist es fast schon teurer einen Ferrari zu betreiben, als ihn zu kaufen. Vor allem wenn man weniger als 2.500 Euro brutto im Monat verdient. Wie das funktioniert? Das fragt sich auch die Finanzpolizei in Italien. Denn die hat bei einer Aktion Scharf im Nobelskiort Cortina D'Ampezzo Ferrari- Besitzer angehalten und überprüft, was sie als Einkommen in ihren Steuererklärungen angegeben haben. Mit erstaunlichem Ergebnis.
Steuersünder im Visier
Es soll keiner sagen man sei nicht vorgewarnt worden. Schon am Tag seines Amtsantritts vor rund zwei Monaten macht der neue Regierungschef Mario Monti klar: "So kann es mit der Steuermoral in Italien nicht weitergehen: Wir haben wichtige Schritte gegen die Steuerhinterziehung unternommen. Ich weiß, dass das auch in der Vergangenheit immer wieder versprochen wurde. Aber da haben wir weniger Entwicklung gehabt als wir hätten sollen".
Es geht vor allem um die Selbstständigen. Denn sie sind – wenn man ihren Steuererklärungen glauben darf, fast alle bitter arm. In ganz Italien, einem Land mit 60 Millionen Einwohnern, verdienen nur 72.000 Selbstständige mehr als Hunderttausend Euro pro Jahr. Da kommt es, zum Beispiel, immer wieder vor, dass Zahnärzte mit Ordinationen in bester Lage als Jahresverdienst 15.000 Euro angeben – und damit durchkommen.
Aktion Scharf in Cortina
Das soll sich jetzt eben ändern, deshalb jetzt auch öffentlichkeitswirksame Aktion „Transparenz“ im Nobelskiort Cortina D´Ampezzo. 80 Steuerfahnder haben 251 Ferrari Besitzer kontrolliert. 42 von ihnen haben angegeben weniger als 30.000 Euro brutto im Jahr zu verdienen. 50 haben ihre Ferraris als Firmenautos angemeldet – ihre Firmen haben unerfreulicherweise aber nur Verluste geschrieben. Unter vielen noblen Gästen sei leichte Panik ausgebrochen heißt es.
Der Bürgermeister von Cortina, Andrea Franceschi kocht vor Wut, wenn man ihm sein wohlhabendes Klientel vergrault: Die Steuerbehörde soll eine echte Operation Transparenz zu machen. Aber dazu braucht es nicht solche Methoden. Es liegen ja alle Daten in den Ämtern auf. Man braucht sie ja nur zu vergleichen. Und ich bin mir sicher dann zeigt sich: Cortina ist kein Ort wo Steuern hinterzogen werden. Die Aktion, so der Bürgermeister weiter, sei ein reiner PR-Gag. Jetzt wo gerade Benzin noch teurer wurde und die Abgaben noch höher – wollte man den Bürgern zeigen, dass nicht nur sie geschröpft werden sondern auch die Reichen.
Auch Rechnungswahrheit mangelhaft
Ohne Zweifel ist die Aktion der Finanzpolizei hauptsächlich eine Show um nach Jahrzehnten des Wegschauens Aktivität zu zeigen – aber trotzdem hat sie wieder einmal gezeigt wie groß das Problem der Steuerhinterziehung hier in Italien ist. Denn es sind nicht nur die Ferrari Fahrer mit Brutto Einkommen unter 2.500 Euro pro Monat – auch in den Geschäften wird offenbar öfters die Rechnung vergessen. Umso nobler umso öfter. Wie sonst kann es sein, dass es am Tag nach der Aktion in Cortina einen Anstieg von 400 Prozent bei den Rechnungen in den Luxusboutiquen gegeben hat.
Mittellose Jachtbesitzer
Noch trauriger als um die Einkünfte der Ferrari Fahrer scheint es aber um jenes der Jachtbesitzer in Italien zu stehen. Eine Studie des Verbandes der Steuerzahler im vorigen Sommer, hat ergeben, dass zwei Drittel aller Jachten in Italien von Menschen besessen werden, die überhaupt kein Einkommen haben, zumindest laut Steuererklärung.
Da bleibt bei diesen Treibstoffpreisen nur zu hoffen, dass es sich wenigstens um Segeljachten handelt – denn wie sollten sich die Besitzer den Sprit leisten können?