Hohe Steuern, weniger Einkommen
Kostenlawine in Italien
Bis jetzt waren die Sparpakte in Italien etwas für politische Diskussionen - oder etwas, über das in den Medien berichtet wird. Doch mit Jahresbeginn sind die Steuererhöhungen und Pensionskürzungen auch bei der Bevölkerung angekommen. Und die dreht mehr denn je jeden Euro drei Mal um - um ihn dann - ungewöhnlich für Italien - nicht auszugeben.
8. April 2017, 21:58
Abendjournal, 03.01.2012
Aus Rom,
Menschen haben kein Geld
2012 das wird hier in Italien das Jahr des Sparpaktes. Und die ersten Vorboten sind schon zu bemerken. Das hat eigentlich schon vor ein paar Wochen zum Weihnachtsgeschäft begonnen. Die Geldbörsen bleiben in den Taschen.
Die Märkte sind leer, die Geschäfte sind leer, die Menschen haben kein Geld, sagt diese Dame. Das Weihnachtsgeschäft ist schlecht gelaufen - minus 18 Prozent zum Vorjahr.
Märkte sind leer
50 Steuern und Abgaben werden in diesen Tagen entweder erhöht oder neu eingeführt. Auch der Kündigungsschutz für fix Angestellte soll deutlich gelockert werden. Diese unsicheren Aussichten machen nicht gerade Lust auf eine Einkaufstour.
Eine Markthalle im Stadtteil Prati in Rom. Tatsächlich sind hier ein nur paar Menschen beim Einkaufen zu sehen. Natürlich es ist Urlaubszeit - aber es wird eben auch gespart. Das spüren auch die Ladenbesitzer. Vito Nicolanti betreibt hier schon seit Jahrzehnten einen Gemüsestand: Ich erwarte mir nichts Gutes. Wenn dieses Jahr genauso schlecht wird, dann müssen wir zusperren. Ich kann ja jetzt in Pension gehen. Eigentlich sollten meine Kinder übernehmen. Aber auch wenn man 10 Stunden am Tag arbeitet kann kaum einer davon leben.
Benzinpreise bei 1,80 Euro
So richtig trist ist es aber hier - bei der Tankstelle. Die Tafel zeigt stolze 1 Euro 78 für einen Liter Benzin. Zu Jahresbeginn wurde die Mineralölsteuer zum fünften Mal in einem Jahr erhöht. Volltanken sieht man hier fast niemanden mehr. Auch Massimiliano Munari tankt nur noch für den Tag. Mit 20 Euro, sagt er, kommt er gerade bis zum Abend durch. Und das dürfte erst der Anfang sein. Experten rechnen schon im Sommer mit einem Benzinpreis von 2 Euro pro Liter.