"Kaiserin von Europa"?

Merkel setzt sich bei EU-Gipfel durch

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich über die Ergebnisse des EU-Gipfel sehr zufrieden gezeigt. Mit dem Fiskalpakt konnte sie zentrale Forderungen wie automatische Strafen für Schuldensünder und Schuldenbremsen nach deutschem Vorbild durchsetzen. Sie gibt in Europa den Ton an - wird gar schon als "Kaiserin" bezeichnet.

Mittagsjournal, 31.1.2012

Ohne Deutschland geht nichts

Mit welchen Namen wurde nicht schon Angela Merkel bedacht: "Mrs. No", "die Kommissarin", "die Oberkommissarin" und jetzt "die Kaiserin". Zutreffend? Tatsache ist, dass Deutschland die stärkste Wirtschaftsmacht in Europa ist und als solche den größten Teil der Rettungsschirme aufspannt - also ohne Deutschland geht in Europa und in der Schuldenkrise nichts.

Das weiß die Kanzlerin und sie agiert dementsprechend. Sie hat ihre Vorstellungen wie eben den verabschiedeten Fiskalpakt und sie ist sich immer ziemlich sicher, dass ihre Vorstellungen umgesetzt werden, wie etwa am Montag, als Merkel schon vor dem Gipfel meinte: "Es wird in Zukunft in jedem Land eine Schuldenbremse geben und damit eine Sicherheit, dass die Haushaltsdisziplin entsprechend dem Stabilitäts- und Wachstumspakt auch eingehalten wird."

"Wirkliche Meisterleistung"

So ist es dann auch gekommen, wenn auch noch ein langer Weg zur Umsetzung des Fiskalpaktes vor den einzelnen europäischen Staaten liegt, denn die jeweiligen Regierungen müssen erst noch ihre Parlamente von der Schuldenbremse überzeugen.

Aber das ist jetzt deren Aufgabe - Merkel ist mit dem gestrigen Ergebnis und mit sich selbst zufrieden. Es sei ein sehr erfolgreiches Ergebnis, sagte Merkel zufrieden.

Angesichts der schnellen Umsetzung sprach sie von einer "wirklichen Meisterleistung", da doch erst im Dezember Gespräche über den Fiskalpakt aufgenommen worden sind.

Kritik an Forderung nach "Sparkommissar"

Selbst manche Kritiker haben nicht damit gerechnet, dass der Fiskalpakt so schnell zustande kommen wird. Also doch "Kaiserin" Merkel? Manchmal agieren sie und ihre ministerialen Mitstreiter - für das heutige Europa - doch etwas zu kaiserlich.

Etwa als vor dem Gipfel bekannt wurde, dass Deutschland den Griechen einen "Sparkommissar" zur Seite stellen wolle. Die Aufregung war groß, Kritik kam von allen Seiten - die Kanzlerin versuchte zu beschwichtigen.

In diesem Punkt hat sich Deutschland wohl wirklich zu weit hinausgelehnt. In solchen Momenten muss die Kanzlerin zur Kenntnis nehmen, dass sie eben doch nicht alles tun kann was sie will.

Enorme Herausforderungen

Denn letztendlich ist Deutschland ein Teil dieses Europa, das vor enormen Herausforderungen für die künftige Ausrichtung in globaler Hinsicht steht.

Auch das weiß die Kanzlerin und arbeitet daran - schon morgen geht es weiter dann fährt sie nach China - nicht als Kaiserin, sondern als Werberin.