Anspannung vor dem Ministerrat

Gereizte Stimmung ums Sparpaket

Die stockenden Verhandlungen über das Sparpaket dürften sich derzeit auf das Klima in der Großen Koalition schlagen. In den üblichen Äußerungen gegenüber Journalisten vor der wöchentlichen Ministerratssitzung zeigten sich manche Regierungsmitglieder gereizt oder schweigsam.

Mittagsjournal, 31.1.2012

"Unglaublicher" Konsolidierungsbedarf

Vizekanzler ÖVP-Chef Michael Spindelegger zeigte sich vor dem Ministerrat am Dienstag etwas gereizt. "Ich werde langsam ungeduldig. Ich will hören, was geht und nicht was nicht geht", so Spindelegger. Es gebe offenbar Versuche, die Strukturmaßnahmen zu verwässern, beklagte sich der Vizekanzler. Der VP-Obmann sprach weiters davon, dass man einen "unglaublichen" Konsolidierungsbedarf habe, der weit über die von der Regierung selbst genannten zehn Mrd. Euro gehe. Wie groß dieser Bedarf ist bezifferte der Vizekanzler allerdings nicht. Zuletzt wurde in den Medien von 20, 27 bzw. 30 Mrd. berichtet. Auf das Klima in der Koalition angesprochen meinte er, entscheidend sei, dass man vorankomme.

Finanzministerin Maria Fekter (ÖVP) ging wortlos in den Ministerrat. Aus ihrem Umfeld hieß es lediglich, dass die Verhandlungen "an einem sensiblen Punkt" seien.

Zieldatum Ende Februar aufrecht

SPÖ-Finanzstaatssekretär Andreas Schieder sagte, dass die Regierung auf Kurs sei. Er gestand aber, dass es "manchmal besser und manchmal schlechter" laufe. Das sei bei solchen Verhandlungen allerdings normal. Es spieße sich an vielen Stellen, am Ende zähle aber das Ergebnis. Am Zeitplan für die Erstellung des Sparpakets habe sich nichts geändert, Schieder. Als Zieldatum gibt er Mitte/Ende Februar an. Zum Volumen des Sparpakets meinte Schieder, das Ziel sei ein ausgeglichener Haushalt bis 2016.

"Mehr oder weniger resch"

Als "nicht gerade einfach" bezeichnete Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) die Verhandlungen. Er hoffe dennoch, dass man bald zu einem Ergebnis komme. "Es ist frisch und munter, manchmal resch und manchmal weniger resch", so beschrieb Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) das Klima. Zum Zeitplan meinte dieser ebenfalls, dass man bis Ende Februar fertig werden wolle. Für Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich (ÖVP) sind die Gespräche in einer "heißen, kritischen Phase". Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) sieht die Verhandlungen in seinem Bereich auf einem guten Weg, so habe er die geplante Spitalsreform in die Gespräche eingebracht. (APA, Red.)

"Gemeinsamer Prozess"

SPÖ-Chef Werner Faymann ist bemüht, die Krisenzeichen umzudeuten. In Wahrheit laufe da ein fruchtbringender Prozess. Faymann: Es komme vor, dass man bei inhaltlichen Unterschieden auch einmal etwas emotionaler diskutiere, aber "wir stellen das dar als gemeinsamen Prozess. Und darauf achten wir beide."