Experte sieht Verschärfung der Lage
Konflikt mit Iran zunehmend "gefährlich"
Die jüngste Iran-Mission der Experten der UN-Atomenergiebehörde ist "enttäuschend" verlaufen. Experten meinen: Der Atomstreit mit dem Iran läuft nach zehn zähen Jahren auf eine Entscheidung hinaus. Israel droht mit einem Militärschlag. "Wir sind in einer gefährlichen Phase", sagt der Iran-Experte Volker Perthes.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 22.2.2012
Der Iran-Experte Volker Perthes im Gespräch mit Barbara Ladinser
Diplomatie nicht erfolglos
Die Iraner wollten zeigen, dass sie die wichtigste Macht am Persischen Golf sind, sagt Perthes. Sie wollten aber auch einen Krieg vermeiden und "auf anderen Kanälen" Gesprächsbereitschaft zeigen. Der Experte korrigiert die Ansicht, es habe sich in der Frage seit zehn Jahren nichts getan. Vielmehr habe man in dieser Zeit den "atomaren Ausbruch" des Iran verhindert und mit Diplomatie dazu beigetragen, dass der Iran bis heute "die Bombe nicht hat".
Es ist gefährlicher geworden
Die israelische Angst vor einem iranischen Angriff hält Perthes für berechtigt. Die Bedrohung sieht der Experte aber nicht im Einsatz einer Atomwaffe, sollte der Iran tatsächlich über eine verfügen, sondern in der Tatsache, dass der Iran dann nicht mehr "abschreckbar" ist. Teheran könnte dann zum Beispiel die Hisbollah in Bewegung setzen, um Israel anzugreifen. Das sei die eigentliche Sorge der Israelis. "Wir sind in einer gefährlichen Situation, und die ist ein Stück gefährlicher geworden durch diesen negativen Bericht der IAEO."
In israelischen Maßnahmen wie Raketentests oder gezielten Tötungen iranischer Atomwissenschaftler sieht Perthes eine Warnung an die internationale Gemeinschaft nach dem Motto: "Wenn ihr es nicht schafft, das Atomprogramm des Iran weniger gefährlich zu machen, dann werden wir es militärisch tun."
Entscheidung nach der Wahl
Wie viel Zeit bleibt noch? Der Iran-Experte hält es für notwendig, dass möglichst rasch nach den iranischen Parlamentswahlen ein diplomatischer Prozess wieder beginnt. Allerdings, so Perthes: "Wenn bei diesen Gesprächen substanziell nichts herauskommt, dann wird dieser diplomatische Prozess schnell zu Ende sein. Und dann wird es tatsächlich gefährlich."
Volker Perthes ist Direktor des renommierten Berliner Instituts "Stiftung für Wissenschaft und Politik", das auch die deutsche Regierung berät.
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