Bereit zu Verhandlungen
Sanktionen gegen Teheran wirken
Der Iran scheint nun doch bereit, über sein Atomprogramm zu verhandeln. Bisher wollte die Führung in Teheran nicht einmal darüber diskutieren, ob sie das Recht hat, Atomenergie zu nutzen. Offenbar zeigen die Sanktionen der westlichen Staaten aber Wirkung. Die iranische Öl- und Finanzwirtschaft leidet. Das bekommt vor allem der Mittelstand zu spüren.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 18.2.2012
Aus Teheran,
Wirtschaft am Boden
Das ganze Leben ist wie ein Krieg, - so wird es der iranischen Bevölkerung schon seit Jahren ermittelt. Um die darnieder liegende Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen, und dem internationalen Druck die Stirn zu bieten, hat Ayatollah Khamenei zum wirtschaftlichen Dschihad aufgerufen. Ein Krieg, in dem es für die meisten Iraner nichts zu gewinnen gibt.
Schon bisher musste man auf dem Basar eine ganze Handvoll Geldscheine ausgeben, um ein paar Kleinigkeiten einzukaufen. Doch nun ist der Rial noch tiefer abgestürzt. 20.000 Rial für einen Dollar, doppelt so viel wie vor 2 Wochen. Die Regierung versucht alles, um die Spekulation mit Devisen stoppen.
Kaufkraft gering
Jede Dollar-Note, die man offiziell erwirbt, wird eigenhändig abgestempelt, Schleichhändler bekommen es mit der Polizei zu tun. Doch das sind nur die oberflächlichen Symptome. Zwar gehen die Schaufenster immer noch über mit Konsumgütern aus dem Westen. Doch die werden eher bestaunt als gekauft: Die Sanktionen haben uns in mehrfacher Hinsicht in Schwierigkeiten gebracht, erzählt Sait, ein Großhändler für Elektronik. Einerseits können wir jetzt kein Geld mehr ins Ausland überweisen. Andererseits wird es für uns immer schwieriger Kredite zu bekommen. Dazu kommt, dass die Leute alles was sie haben in Gold investieren.
Überlebenskampf zermürbend
Während der Alltag immer mühsamer wird und immer mehr iranische Familien hochverschuldet sind, zeigen die Kriegsdrohungen aus Israel wenig Wirkung. Im Gegenteil. Sich für einen Krieg zu rüsten, ist für Iraner nichts Neues. Und das Kräftemessen mit der Supermacht USA scheint eher den Nationalstolz anzustacheln.
Selbst wenn Kundgebungen gegen Israel und Amerika alles andere als spontan zustande kommen, - so ist das Festhalten am iranischen Atomprogramm doch populär. So wie Ayatollah Chomeini gesagt hat – wenn jeder von uns einen Kübel Wasser nimmt, können wir Israel wegspülen, sagt eine Studentin. Und doch – von Schlagworten allein lässt sich nicht leben. Und der tägliche Überlebenskampf, ob man ihn jetzt Ddschihad nennt oder nicht, ist zermürbend. Trotz Internetzensur – oder vielleicht gerade deshalb – wünscht sich die junge Generation Computer, nicht Gewehre. Und in den Elektronikgeschäften der Innenstadt ist das Porträt eines Mannes zu sehen, der nichts mit der islamischen Revolution nichts zu tun hat – Steve Jobs, der kürzlich verstorbene Apple-Gründer, ist wohl für viele junge Iraner so etwas wie ein Held.
Zwei Wochen vor den Parlamentswahlen sucht die iranische Führung nach einem Ausweg, um etwas Zeit zu gewinnen. Ein neuer Anlauf zu Verhandlungen über das iranische Atomprogramm zeichnet sich ab.