Experte: Geld allein genügt nicht
Griechenland braucht Innovationen
Griechenland ist wirtschaftlich nicht zu retten, indem man einfach Geld nach Griechenland fließen lässt, sagt der Vizepräsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung in Berlin, Alexander Kritikos. Der Berater des Wirtschaftsministeriums fordert eine Art Marshallplan, um gezielt Innovationstechnologie zu entwickeln.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 25.2.2012
Aus Berlin berichtet Johannes Marlovits
Innovationen fördern
Der Markt regelt alles, auch das Problem Griechenland, sind viele der Meinung - der Wirtschaftsforscher Alexander Kritikos gehört nicht dazu. Man müsse sich überlegen, wie man in Griechenland regionale Innovationssysteme entwickelt, so Kritikos. Wenn man nämlich bedenkt, dass Griechenland in Europa von Ländern umgeben ist, die innovationsgetrieben sind, dann trifft genau das auf Griechenland nicht zu. Deshalb sollten etwa Startup-Firmen im Hightech-Bereich unterstützt sowie Infrastrukturen in Forschungsbereichen aufgebaut werden. Kritikos nennt als Beispiel das deutsche Frauenhofer Institut, als eine Forschungseinrichtung, die sehr anwendungsorientiert forscht und deren Ergebnisse von Unternehmen genutzt werden.
Qualifizierte zurückholen
Es gibt allerdings zwei Probleme. Zum einen fehlt das geeignete Personal, erklärt Kritikos. Hochqualifizierte Griechen arbeiteten im Ausland. Die müsse man zurückholen, indem man ihnen attraktive Arbeitsbedinungen schaffe. Und das muss auch jemand bezahlen, womit das zweite Problem angesprochen ist. Günstig wäre ein Wettbewerb zwischen der öffentlichen Hand und privaten Investoren, aber in der derzeitigen Situation würde wohl die öffentliche Hand den ersten Schritt setzen müssen, so Kritikos. Eine große Reihe von EU-Mitteln würden derzeit von Griechenland nicht abgerufen, weil sie in den aktuellen Situation nicht helfen würden. Diese Mittel müssten so umgewidmet werden, dass man sie dort einsetzen könne, wo die den größten Nutzen stiften.
Wachstumspolitik und Mentalitätswechsel
Kontrolliert sollte der Geldfluss anhand eine vorgegeben Plans werden, der konkrete Ziele enthält. Nachdem ein Ziel erreicht worden ist, könnte wieder Geld freigegeben werden um das nächste zu realisieren, sagt Kritikos. Klar ist für ihn auf jeden Fall, dass diese Mittel nicht an die etablierte Politiker-Kaste fließen dürften. Stattdessen müssten Manager gefunden werden, möglichst aus dem Ausland, die von dem bisherigen System nicht profitiert haben. Ohne glaubwürdige Wachstumspolitik und ohne Mentalitätswechsel der griechischen Politik werden die aktuellen Reformversuche in Griechenland zum Scheitern verurteilt sein, ist Kritikos überzeugt.