Nüchterne Bilanz nach einem Semester

ÖH: "Weg mit Studieneingangsphase"

Seit Herbst 2011 gibt es für alle Studienrichtungen an österreichischen Universitäten verpflichtend die sogenannte Studieneingangs- und Orientierungsphase (STEOP). Sowohl die HochschülerInnenschaft (ÖH), als auch das Wissenschaftsministerium sehen die neue Orientierungsphase nach den ersten Monaten kritisch.

Mittagsjournal, 7.3.2012

Breite Unzufriedenheit

Durch die Studieneingangs- und Orientierungsphase, die seit Herbst 2011 existiert, sollten die Studierenden bereits im ersten Semester herausfinden, ob ihre Studienwahl auch die richtige für sie war. Außerdem sollte die STEOP eine Orientierungshilfe für die Erstsemestrigen sein und einen Überblick über die Anforderungen, die verlangt werden, geben. "Mission gescheitert" - Das meint zumindest die HochschülerInnenschaft, die 2.300 von jenen befragt hat, die diese Studienetappe zum ersten Mal durchlaufen haben. Und 70 Prozent von ihnen gäben an, dass die STEOP nicht zur Orientierung beigetragen habe. Statt dessen hätten sie sich unter Druck gesetzt gefühlt, sagt die ÖH-Vorsitzende Janine Wulz.

"STEOP abschaffen!"

Wulz wendet sich vor allem gegen die Tatsache, dass es für jede Prüfung in der neuen Eingangsphase oft nur zwei Versuche gibt. Wer sie dann noch nicht geschafft hat, kann je nach Uni für seine gewählte Studienrichtung auf Dauer gesperrt werden. Die zentrale Forderung der ÖH lautet daher: "Abschaffung des STEOP sofort, als Zwischenschritt ganz schnell die lebenslange Sperre bei Nichtbestehen abschaffen".

Töchterle pocht auf Zugangsbeschränkung

Auch für Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle (ÖVP) ist der Begriff "Studieneingangs- und Orientierungsphase" eine Floskel. Es gehe dabei darum, vor allem bei den sogenannten Massenfächern Studierende herauszuprüfen. Mit Orientierungshilfe am Beginn eines Studiums habe die STEOP nichts zu tun, sagt der Minister, und er plädiert einmal mehr für Zugangsregelungen. "Dann brauche ich diese Studieneingangsphase nicht für etwas anderes zu missbrauchen", kritisiert Töchterle die neue Eingangsphase, die noch unter seiner Vorgängerin beschlossen worden ist.

Keine fundierten Erfahrungen

Genaue Zahlen, wie viele Studierende tatsächlich die Eingangsphase geschafft haben, gibt es noch nicht, weil an manchen Hochschulen noch nicht alle Prüfungen durchgeführt wurden. Die einzige Uni, die bereits jetzt fundierte Erfahrungen mit der neuen Eingangsphase gemacht hat, ist laut dem Gremium der heimischen Universitäten, der Universitätenkonferenz, die Uni Wien. Doch diese war am Vormittag für keine Stellungnahme zu erreichen.