Kontert auf Wortmeldung Bernd Schilchers
Schmied sieht keine Blockade in Bildungspolitik
Nichts bewege sich in Österreich in Sachen Bildungsreform, sagt Bernd Schilcher, ehemals Leiter der Schulreformkommission, Ex-Landesschulratspräsident in der Steiermark und Ex-ÖVP-Politiker. Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) ist vom Rundumschlag ihres früheren Beraters nicht restlos begeistert, obwohl sie so etwas wie Rückenwind für ihre Anliegen verspürt.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 16.3.2012
Schmied verweist auf Fortschritte
Bernd Schilcher, notorischer Querdenker und Querkopf der steirischen und auch der Bundes-ÖVP, teilt wieder einmal mächtig aus. Ein Hauptvorwurf seines neuen Buches "Bildung nervt": Durch die trotzig verteidigte Macht der Landeshauptleute in Bildungsangelegenheiten gehe in der Schulreform nichts weiter, Kanzler Werner Faymann (SPÖ) und Vizekanzler Michael Spindelegger (ÖVP) nennt er die "Lordsiegelbewahrer des Status quo".
Unterrichtsministerin Schmied ist naheliegenderweise nicht dieser Ansicht. Sie sagt, sie schätze Schilcher sehr, aber gerade Kanzler und Vizekanzler hätten das Jahr 2011 zum Jahr der Bildung erklärt. Es seien dabei wichtige Bildungsprojekte auf den Weg gebracht worden wie die Neue Mittelschule, ganztägige Schulformen, usw., und es gebe auch mehr Geld für den Bildungsbereich.
Reformvorschläge aus Niederösterreich
Als Beispiel für besonders hartnäckiges Beharren auf Länderrechten nennt der Steirer Schilcher immer wieder einmal Niederösterreich und dessen Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP). Indes auch Hermann Helm, amtsführender Landesschulratspräsident für Niederösterreich, will Reformen: Österreich brauche ein einheitliches, vom Bund vorgegebenes Schulsystem, die Länder sollten sich vor allem um den operativen Bereich kümmern, so Helm.
Uneinigkeit über DirektorInnen-Autonomie
Auseinander driften die Meinungen bei dem Punkt Schulautonomie: Sollen sich Direktoren künftig ihre Lehrkräfte selbst aussuchen können? Hermann Helm sagt, dafür sei die Zeit in Österreich noch nicht reif. Es gebe zu viele kleine Schulen mit nur vier oder fünf Klassen, hier wäre der Leiter überfordert.
Claudia Schmied kontert, es wäre für sie unvorstellbar, dass jemand anderer bestimmt, wer im Team arbeitet. Die Direktoren würden unbedingt Personalverantwortung brauchen, das sei für eine leistungsorientierte Schule unverzichtbar.
Die kommenden Lehrerdienstrechtsverhandlungen versprechen jedenfalls spannend zu werden.