Tiroler AHS-Hürden als Anlass

Neuer SPÖ-Anlauf für Gemeinsame Schule

Einen Tag nach dem Beschluss der Neuen Mittelschule im Nationalrat drängt die SPÖ auf die Verwirklichung der Gemeinsamen Schule der Zehn- bis 14-Jährigen. Dieses Projekt müsse 2013 in den nächsten Koalitionspakt, sagt SPÖ-Bildungssprecher Elmar Mayer. Anlass sind Regelungen in Tirol, mit denen die freie Schulwahl eingeschränkt wird.

Morgenjournal, 30.3.2012

Scharfe Kritik an Tirol

In Tirol wird die freie Schulwahl durch Verträge und Vereinbarungen zwischen Gemeinden und Landesschulrat eingeschränkt. Die Gemeinden haben als Schulerhalter von Hauptschulen und Neuen Mittelschulen auch ein finanzielles Interesse daran, dass nicht zu viele Schüler in die Gymnasien drängen. Das hat nicht nur Eltern auf die Barrikaden gerufen, die um AHS-Plätze für ihre Kinder kämpfen, sondern auch zu scharfer Kritik der Grünen geführt, der sich jetzt die Bildungssprecher von SPÖ und ÖVP anschließen.

"Fall für die Schulaufsicht"

Dass ausgerechnet in der ÖVP-Hochburg Tirol Hürden für AHS-reife Schüler beim Übertritt ins Gymnasium errichtet wurden, gefällt auch dem ÖVP-Bildungssprecher Werner Amon nicht. Amon, einer der Vorkämpfer für den Erhalt des Gymnasiums, verweist auf die Rechtslage, die die freie Schulwahl bei AHS-Reife garantiert: "Wenn solche Richtlinien nicht eingehalten werden, dann ist das ein klarer Fall für die Schulaufsicht, die sich das anschauen muss." Denn es gehe ausdrücklich nicht darum, nach Werteinheiten zu schielen, das sei weder fair noch gerecht, sondern es seien die Gesetze einzuhalten, so Amon.

"Das gehört geändert"

Für SPÖ-Bildungssprecher Elmar Mayer sind solche Standortverträge wie in Tirol Auswuchs der völlig überholten Kompetenzlage: "Das heißt offensichtlich: Länder schaffen an und Bund zahlt oder kann hinterher hüpfen. Das gehört geändert. Da spielt einer den Ball auf den andern und auf der Strecke bleiben die Kinder. Das soll nicht sein und das gehört abgestellt." Es tue ihm zwar leid, dies einen Tag nach dem Beschluss der Neuen Mittelschule als Ersatz für die Hauptschule sagen zu müssen, so Mayer. Aber mit einer Gemeinsamen Schule für alle Zehn- bis 14-Jährigen würden sich diese Probleme nicht stellen - auch für die Volksschulen nicht, die da Vorqualifikationen vornehmen müssten.

Ungebrochener Andrang auf Gymnasien

Denn in den vierten Volksschulklassen geht es um die AHS-Reife. Kinder, Eltern und Lehrer sind massivem Stress ausgesetzt, um jeden Einser im Volkschulzeugnis wird gekämpft - eine Folge der Trennung der Schulkinder mit neuneinhalb Jahren, die mit der Neuen Mittelschule nicht wegfällt. Der Andrang in die Gymnasien vor allem in den Ballungsräumen ist vorerst noch ungebrochen, wie nicht nur das Beispiel Tirol zeigt - sondern auch ein Rundruf bei den anderen Landesschulräten.

Gemeinsame Schule als Koalitionsthema

Für SPÖ-Bildungssprecher Mayer ist das letzte Wort in Sachen gemeinsamer Schule der Zehn- bis 14-Jährigen deshalb auch noch nicht gesprochen: "Ich kann mit keinen Koalitionspakt für die nächste Legislaturperiode 2013 bis 2018 vorstellen, wo nicht das Bestreben einer Gemeinsamen Schule der Zehn- bis 14-Jährigen drinnen ist." Dann werde die Zeit dafür reif sein, so Mayer.

Und was sagt ÖVP-Mann Amon dazu? Er weicht aus: "Also, zunächst einmal ist vorgesehen, dass wir im Jahr 2018 den Vollausbau der Neuen Mittelschule haben. Und vielleicht diskutieren wir das Thema dann weiter."