Auftakt im BAWAG-Prozess Teil II
Wolfgang Flöttl und die BAWAG-Millionen
Vor fünf Jahren hat der BAWAG-Prozess begonnen. 2008 wurden die Urteile gesprochen, die der Oberste Gerichtshof aufgehoben hat. Sieben der neun Angeklagten sind jetzt noch einmal auf der Anklagebank. Das Interesse konzentriert sich vor allem auf den Investmentbanker Wolfgang Flöttl, der die Bawag-Millionen verspekuliert haben soll.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 25.4.2012
Zurück auf die Anklagebank
Die Spekulationsverluste der früheren Gewerkschaftsbank wurden 2008 mit den Urteilsprüchen von Richterin Claudia Bandion-Ortner in erster Instanz abgeschlossen, aber mittlerweile hat der Oberste Gerichtshof die Urteile wegen formeller Mängel weitgehend aufgehoben. Für acht von neun Angeklagten heißt es deshalb zurück auf die Bank, diesmal vor einem Richter. Helmut Elsner ist diesmal als rechtskräftig Verurteilter nicht mehr von neuen Gefängnisstrafen bedroht, die BAWAG will aber seine Pensionsabfertigung wieder zurück haben. Elsner wird erst ab nächsten Mittwoch tageweise dabei sein. Und so hat sich das Interesse heute vor allem auf den Investmentbanker Wolfgang Flöttl konzentriert, der die Bawag-Millionen verspekuliert haben soll.
Flöttl plädiert auf Freispruch
Etwa um fünf vor zehn tritt Wolfgang Flöttl heute Vormittag in den Gerichtsaal und in das Blitzlichtgewitter der Fotografen – wie vom ersten Prozess gewohnt im blauen Anzug. Flöttl sieht müde aus, scheint aber recht gut gelaunt zu sein. Auf die Frage was er sich erwartet, sagt er knapp: einen fairen Prozess. Und der Anwalt des Investmentbankers Flöttl, Herbert Eichenseder, kündigt schon an, man plädiere auf Freispruch.
Elsners Anwalt als Zuschauer
Recht gesprächig – als einziger der Beschuldigten – war der Ex-ÖGB-Finanzchef und Bawag-Aufsichtsratsvorsitzende Günter Weninger: auch er plädiert auf Freispruch.
Nur als stiller Beobachter dabei ist heute Elsners Anwalt Tassilo Wallentin. Er sei nicht einverstanden, in die Zuschauerreihe verbannt zu sein, aber letztlich habe er Interesse daran zu erfahren, wo die Gelder verblieben seien.
Zeitungen interessiert Verbleib der Millionen
Aber der Andrang im Gericht war heute doch deutlich geringer als beim ersten Bawag-Prozess. Helmut Elsner und Johann Zwettler sind ja schon rechtskräftig verurteilt. Und so hat heute ein Saal mit 60 Sitzplätzen ausgereicht für Journalisten und Kiebitze. Wie erwähnt konzentriert sich das mediale Interesse auf Wolfgang Flöttl. Manfred Seeh von der Tageszeitung die Presse: im ersten Prozess sei er in weiten Teilen freigesprochen worden. Die Frage sei jetzt, kann es sein, dass jemand, der das Geld verspekuliert, frei gehen könne.
Und Wolfgang Simonitsch von der Kleinen Zeitung hofft, dass sich im Verlauf des Prozesses klärt, wohin das verschwundene Geld geflossen sei. Da gebe es viele Spekulationen.
Gabriela Gödel, Kronezeitung, glaubt nicht, dass diese Frage geklärt wird, meint aber dass dieser zweite Bawag-Prozess für das gesamte Justizsystem einen hohen Stellenwert habe. Nach der Aufhebung der Teilurteile sei das Verfahren jetzt wichtig, um wieder Vertrauen in die Justiz zu fassen.
Der Prozess ist vorerst für 20 Tage anberaumt.
Mittagsjournal, 25.4.2012
Prozessbeobachterin Barbara Reichmann im Gespräch mit