Rekordzinsen für Anleihen

Spanien im Sog der Schuldenkrise

Das schuldengeplagte Spanien hat erstmals Probleme bei der Finanzierung eingeräumt. Finanzminister Cristóbal Montoro bezeichnete die "Tür zu den Märkten" als verschlossen. Grund sind die hohen Zinsen auf spanische Staatsanleihen, die sich das Land nicht mehr leisten kann.

Morgenjournal, 6.6.2012

Josef Manola aus Madrid

Spanien scheut den Vergleich mit Griechenland

Spanien, einer der potentieller Pleitekandidaten in der Eurozone, will mit allen Mitteln vermeiden, in einem Zug mit Griechenland oder Portugal genannt zu werden. Umso mehr sorgt ein Sager des spanischen Finanzministers Cristóbal Montoro derzeit für Aufsehen. Eher beiläufig erwähnte Montoro in einem Radiointerview am Dienstag, dass das Land Probleme bei der Beschaffung von frischem Geld hat.

"Die Tür zu dem Märkten steht uns derzeit nicht offen", so Montoro. Diese Anmerkung war genug, um Beobachter europaweit aufzuschrecken. Ausländische Medien sprechen schon von der Ankündigung eines bevorstehenden Ansuchens um EU-Finanzhilfe, die Spanien aber vehement dementiert.

Keine Angst vor den "Men in Black"

In Madrid ärgert man sich über diese "Missdeutung". Berater Montorros verwiesen darauf, dass der Finanzminister die Troika aus EU, IWF und EZB scherzhaft als "Men in Black" bezeichnet hat. "Die Männer in schwarz werden nicht kommen, auch weil Spanien zu groß ist, um unter den Rettungsschirm zu schlüpfen", so der Montorro.

In der vergangenen Woche stieg der Satz, den Spanien für seine Zehn-Jahres-Anleihen bieten musste, auf bis zu 6,7 Prozent. Auf die Dauer ist eine Belastung, die nahe 7 Prozent oder darüber liegt, nicht zu tragen. Dies hatte bereits die Entwicklung in anderen Euro-Krisenländern wie Griechenland, Portugal oder Irland gezeigt.

Rajoy: "Ja" zu Eurobonds und Bankenunion

Spaniens Ministerpräsident Mariano Rajoy ging daher im Senat in die Offensive und sprach sich erstmals öffentlich für eine Einführung von Eurobonds aus. Er hatte sich in dieser Frage bis dahin öffentlich nicht eindeutig festgelegt gehabt.

Dies war vor allem darauf zurückgeführt worden, dass Madrid im Zwist zwischen Berlin und Paris sich nicht offen auf die Seite der Franzosen stellen wollte. Frankreichs Staatspräsident Francois Hollande tritt für eine möglichst rasche Einführung von Eurobonds ein, die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel ist dagegen.

Rajoy plädierte zudem auch für eine gemeinsame Bankenaufsicht im Zuge der so genannten Bankenunion.

Banken als Achillesferse

Das größte Problem in der spanischen Schuldenkrise sind die Banken, die nach dem abrupten Ende des Immobilienbooms eine Vielzahl von "faulen Krediten" in ihren Bilanzen haben. Nach Einschätzungen von Experten benötigen die spanischen Geldhäuser eine Kapitalspritze von insgesamt 40 Milliarden Euro.