"Garantiert nicht das Ende der Krise"

Spanische Bankenhilfe: Nur Atempause

Spaniens Banken atmen nach der Zusage der Finanzhilfe auf. Daniel Gros vom Center for European Policy Studios sagt im Ö1-Interview, dass sich die EU wohl nur eine Atempause erkauft hat. Und es sei garantiert nicht das Ende der Euro-Krise. Gros kann sich ein Modell vorstellen, wo die EU in ihrer Gesamtheit angeschlagene Banken übernimmt und rekapitalisiert.

Mittagsjournal, 11.6.2012

Daniel Gros im Gespräch mit

"Kann sein, dass da noch sehr viel mehr kommt"

Bis zu 100 Milliarden Euro schwer ist die Finanzspritze für das marode spanische Bankensystem. Fürs erste gibt es große Erleichterung, dass sich Spanien helfen lässt. Aber wie lange hält diese Erleichterung? Daniel Gros vom Center for European Policy Studio sagt im Ö1-Interview, dass man nicht davon ausgehen kann, dass es mehr als eine Atempause ist. "Es kann keine Rede davon sein, dass Spanien selbst gerettet wird. Spanien war mittlerweile so schwach geworden, dass es nicht mehr eine einzige Bank retten konnte und da ist jetzt Europa eingesprungen, um diese Lücke zu decken", sagt Gros. Es könne sein, dass da noch sehr viel mehr kommt und das sei garantiert nicht das Ende der Eurokrise.

Ende der Fahnenstange bald erreicht

Die EU habe sicher noch ein paar Reserven, um mehr für Spanien zu tun, sagt der Ökonom. Das wäre dann aber auch das Ende der Fahnenstange und dann gäbe es nichts mehr für die anderen Länder. "Und wenn man dabei nur an Italien denkt, sieht man gleich, dass dann die Situation sehr schnell sehr brenzlig werden könnte."

EFSF müsste "mutiger" sein

Es sei ganz klar, dass das spanische Bankensystem vor großen Verlusten steht. Wie viel das am Ende genau sein wird, weiß niemand. "Da das Land selbst schon so überschuldet ist, kann man nicht alle Bankschulden dem spanischen Staat aufbürden, sondern müsste sagen: Das Land braucht Risikokapital."

Gros wünscht sich, dass der europäische Rettungsfonds EFSF mutiger ist und daran glaubt, dass die spanischen Banken am Ende überleben werden. "Der EFSF müsste sagen: Wir geben diesen Banken Risikokapital, übernehmen diese Banken und vertrauen darauf, dass es am Ende ein gutes Geschäft sein wird." Auf diese Weise würde ein Problem gelöst und die Gläubiger würden den spanischen Staat selbst sehr viel günstiger refinanzieren können, sagt Gros.

Es brauche ein Modell, wo die EU die angeschlagenen Banken auffängt und rekapitalisiert. Gleichzeitig müsste die europäische Union sagen: "Wir haben das Kapital beigesteuert. Wenn es dann besser geht, bekommen wir nicht nur Zinsen, sondern dann gehen auch die Aktienkurse wieder hoch."