Nationalbank präsentiert Analyse
Österreichs Banken halten sich gut in der Krise
Die Probleme des Banken- und Finanzsystems gehen auch an Österreich nicht spurlos vorüber. Trotzdem haben sich die österreichischen Banken gut gehalten, wie der Finanzmarktstabilitätsbericht der Nationalbank zeigt. Der Zustand der Banken sei erfreulich gut, bilanziert Nationalbank-Gouverneur Ewald Nowotny.
8. April 2017, 21:58
Kapitalreserven der Banken gestiegen
Es ist eine Zeugnisverteilung ohne Noten, aber mit mündlicher Beurteilung, die Nowotny vornimmt. Der Zustand sei erfreulich gut, bilanziert er die aktuelle Lage der heimischen Banken. Sie konnten und können sich durch günstige Kredite leicht und zu geringen Kosten refinanzieren. Die Kapitalreserven seien gestiegen, die Liquidität habe zugenommen.
Österreichs Banken seien für die absehbaren Risiken derzeit gut vorbereitet, sagte Nowotny im Ö1-Mittagsjournal. Es gebe noch erheblich viel Unsicherheit, deswegen sei es sinnvoll und notwendig, die Eigenkapitalquote der Banken weiter zu verstärken.
"Zu viele Fremdwährungskredite"
Ein Risiko bestehe für die heimischen Banken weiterhin: das Engagement in den ehemaligen Ostblockländern. Negativ auf die Profitabilität der Institute könnten sich die schwächelnde Konjunktur sowie weitere Abschreibungen auswirken. Günstig sei die momentane Lage für Unternehmer sowie Private, weil die Kreditzinsen niedrig sind. Problematisch ist für Nowotny allerdings die vergleichsweise hohe Zahl an Fremdwährungskrediten.
Zwar gebe es so gut wie keine neuen, aber der Bestand sei noch enorm. Im ersten Quartal waren etwa 30 Prozent des gesamten Kreditvolumens der Haushalte nicht in Euro abgeschlossen. Der Nationalbankgouverneur empfiehlt, dass sich jeder jetzt Gedanken machen sollte, wie er solche Verbindlichkeiten tilgen kann. Offenbar gebe es bei manchen die Illusion, dass es noch lange dauert, bis der Kredit zu tilgen ist. Doch es sollte bereits in "guten Zeiten" überlegt werden, wie ein Kredit getilgt werden kann, um das Risiko zu minimieren.
"Griechenland hat nicht unbegrenzt Zeit"
Stellung genommen hat Nowotny auch zum Treffen der EU- beziehungsweise Euro-Finanzminister in Brüssel. Es sei wichtig, dass es eine Bestandsaufnahme zur Lage in Spanien und Zypern gebe, gerade wenn es um die Situation der jeweiligen Banken gehe. Die Lage in Griechenland sehe er mit einer gewissen Besorgnis, weil es enormen Reformbedarf gebe und derzeit ein gewisser Stillstand bestehe.
"Wir haben in Griechenland nicht unbegrenzt lange Zeit", warnt Nowotny. Griechenland habe einen Finanzbedarf, der nur von außen gedeckt werden kann. Deswegen sei es wichtig, dass zwischen Griechenland und der Troika ein konstruktiver Dialog stattfindet.