Olympiadebakel führt zu Koalitionszwist

Wer ist schuld am rotweißroten Olympia-Debakel in London? Sportminister Norbert Darabos (SPÖ) hat Sportler, Sportfunktionäre und sogar Parteifreunde mit provokanten Aussagen gegen sich aufgebracht. Der Koalitionspartner ÖVP verlangt jetzt Konzepte - aber nicht nur von Darabos, sondern auch von SPÖ-Unterrichtsministerin Claudia Schmied. Schmied reagiert darauf ungewöhnlich emotionell und ungehalten.

Mittagsjournal, 14.8.2012

Spindelegger spielt Ball an SPÖ

Sportminister Darabos kam durch die Hintertür zur Regierungssitzung und ging so auch wieder. Ihm bläst in Sachen Sportförderung zu heftig der Wind ins Gesicht, auch aus den eigenen Reihen. Vizekanzler Michael Spindelegger (ÖVP) erwartet hingegen, dass nach dem Debakel in London von den zuständigen Ministern, also Darabos und Schmied, ein Konzept auf den Tisch gelegt werde, wie man den Sport schon von Jugend an fördern könnte.

Schmied weist das zurück

Unterrichtsministerin Schmied will nichts mit den Misserfolgen der österreichischen Sportler bei Olympia zu tun haben: "Ich weise das dezidiert zurück", meinte sie zur neuaufgeflammten Diskussion um zu wenige Turnstunden im Schulunterricht. Wären die Spiele in London für Österreich erfolgreich gelaufen, hätte auch niemand gesagt, das liege am Sportunterricht, so die Ministerin am Dienstag im Ministerrat. Für Schmied haben Bewegung und Sport in der Gesellschaft einen ebenso wichtigen Faktor wie Kunst und Kultur. Nur weil es jetzt aber bei Olympia keine Erfolge gegeben habe, sei es nicht sinnvoll, reflexartig nach irgendeinem Schuldigen zu suchen. Dem Wunsch von Darabos , eine tägliche Turnstunde zu etablieren, schloss sich die Ministerin nicht an. Dies sei eine Frage des Stundenplans, meinte Schmied ausweichend. Ohnehin gebe es Schulen mit Sportschwerpunkten. Zudem sei es den Sportverbänden ermöglicht worden, Kooperationen mit Schulen einzugehen.

Auch Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) wollte sich in die Debatte um die tägliche Turnstunde sichtlich nicht einmischen. Klar sei, dass sich Kinder und Jugendliche eine Stunde pro Tag bewegen sollten. Ob dies in der Schule stattfinden müsse, sei eine andere Frage.

Faymann will "Respekt" für Sportler

Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) sprach sich ebenfalls für ein Reformkonzept für den Sport aus und übte leise Kritik an seinem Sportminister. Er habe den österreichischen Sportlern für ihren Einsatz gedankt, dass sie es zu den Olympischen Spielen geschafft haben. Dieser Respekt sei ihm ganz wichtig, so Faymann.