Biosprit - Ein Erfolg in Brasilien

Der Großteil der brasilianischen Autofahrer kann schon seit Jahren wählen, ob sie Benzin oder Ethanol tanken wollen. In Europa wird diskutiert, ob der Biothanol-Anteil fünf oder zehn Prozent betragen soll. Für die Brasilianer, die derzeit 20 Prozent beimengen, ist die Aufregung schwer nachvollziehbar.

Mittagsjournal, 27.8.2012

Brasilien setzt seit über 40 Jahren auf Bioethanol

Schon seit den 70er-Jahren ist Brasilien auf dem Vormarsch, wenn es heißt, eine Alternative zum herkömmlichen Benzin zu finden. Das damals ins Leben gerufene "Proalcool"-Projekt förderte die Entwicklung von rein mit Ethanol betriebenen Fahrzeugen. Als das Flex-Fuel-Auto auf den Markt kam, wurde der Verbraucher schließlich vor die Wahl gestellt, so der Präsident der Gewerkschaft für Zuckeranbau Sindaçucar, Renato Cunha: "Vor vielen Jahren wurde das Ethanol schon einmal für tot erklärt, diesen Film kennen wir schon. Doch mit der Erfindung des Flex-Fuel-Autos, wendete sich das Blatt. 2004 waren von zehn Autos, die in Brasilien produziert wurden acht Flex-Fuel-Autos. Heute tanken zwar viele Leute noch in jenen Autos das herkömmliche Benzin, dies kann jedoch in Zukunft korrigiert werden"

Ethanolpreis unter Druck

Für das momentane Tief des Ethanols macht Marcos Sawaya Jank, Präsident der Vereinigung der Zuckerrohrindustrie, die Weltkonjunktur verantwortlich. Dennoch meint er: "Wir sollten uns für das Flex-Fuel Auto entscheiden. Es gibt bereits 93 Modelle und 13 Hersteller - es ist ein weltweiter Trend in meinen Augen. Und wir sind in Brasilien das größte Laboratorium der Welt in dieser Hinsicht. Zurück zum Benzin-Auto zu gehen, wäre ein großer Rückschritt mit negativen Folgen."

Maßnahmen gegen den Bioethanol-Engpass

1,5 Prozent der landwirtschaftlich nutzbaren Flächen in Brasilien werden für den Anbau von Zuckerrohr verwendet. Der steigende Bedarf an Ethanol werde nicht durch zusätzliche Anbauflächen sondern durch moderne Produktionsverfahren gesichert, erklärt Marcos Jank. Brasilien ist einer der führenden Produzenten für Bioethanol. Ein Treibstoff, dessen Gewinnung stark von Witterungen und guten Ernten abhängt, so der Chemieprofessor Alexandre Cestari: "2011 hatte unser Benzin eine Beimischung von Ethanol in Höhe von 25 Prozent. Doch dann ist die Zuckerrohr-Ernte sehr schlecht ausgefallen, und so wurde proportional weniger Ethanol hergestellt als Autos, die mit Ethanol fahren können. Das führte dazu, dass am Ende des Jahres Ethanol fehlte. Die Regierung löste das Problem damit, dass sie die Höhe von 25 Prozent auf 20 Prozent reduzierte."

Nicht nur Brasilien setzt auf Bioethanol

Auch im benachbarten Argentinien wird immer mehr Bioethanol getankt. So stieg die Produktion zwischen 2010 und 2011 um 40 Prozent an. Während Bioethanol nur für den eigenen Bedarf hergestellt wird, ist der Biodiesel für den Export bestimmt. Über 88 Prozent des in Argentinien hergestellten Biotreibstoffs geht nach Europa.