Anonymisierte Bewerbungen für faire Chancen
Ein ausländischer Name, eine Frau im gebärfähigen Alter – die Qualifikationen können noch so gut sein, bei Job-Bewerbungen stehen die Chancen für diese Menschen oft trotzdem schlecht. SPÖ-Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek startet nun gemeinsam mit zwei Unternehmen ein Pilotprojekt mit völlig anonymisierten Bewerbungen.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 14.9.2012
Typische Benachteiligungen
Wer Goran heißt oder eine Frau um die 30 ist, wird bei Bewerbungen häufig erst gar nicht zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Benachteiligungen aufgrund von Herkunft, Alter oder Geschlecht gibt es immer noch, sagt Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ): "Leider werden Frauen immer noch gefragt, ob sie vielleicht schwanger werden wollen. Es entscheiden Namen darüber, ob man zu einem Gespräch überhaupt eingeladen wird. Ab einem gewissen Alter sehen Unternehmen nur mehr die Kosten, und nicht mehr die Qualifikation und die Qualitäten von Arbeitnehmerinnen."
Anonyme Bewerbung als Türöffner
In zwei Pilotprojekten soll nun getestet werden, ob sich durch anonymisierte Bewerbungen etwas verbessert. Der REWE-Konzern wird in einem Sektor, konkret dem IT-Bereich, Bewerbungen ohne Name oder Foto testen. Jedes Jahr bewerben sich dort 1.300 Personen, rund 80 werden auch genommen. Ein halbes Jahr lang sollen die Bewerbungen nun anonym erfolgen, sagt Johannes Zimmerl von REWE: "Es wird so sein, dass wir den Bewerbern anbieten sich anonym zu bewerben, ohne die klassischen Daten wie Name, Alter, Herkunft, sondern mit den jeweiligen Qualifikationen, die sie bei uns aufgrund er ausgeschriebenen Stelle einbringen können." Die Person bekommt einen Code. Passen die Qualifikationen, wird sie zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen, erst dann werden Name oder Alter abgefragt. Die erste Hürde bei einer Vorstellung könne so anonym genommen werden, so Gabriele Heinisch-Hosek. "Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass anonymisierte Bewerbungsverfahren genau der Türöffner in das persönliche Gespräch sind. Und daher glaube ich, dass das ein fairerer Weg ist, um die Talente, die Potenziale all derer, die sich bewerben, auch wirklich zu nutzen", erklärt die Frauenministerin.
Universität Wien begleitet Projekt
Auch die Firma Novomatic will anonymisierte Bewerbungsverfahren testen. Ein halbes Jahr lang werden diese Tests von der Universität Wien geprüft und bewertet, ob sich die Chancen von bisher benachteiligten Personengruppen bei Bewerbungen verbessert haben. "Wir warten diese Evaluierungsphase ab. Wenn das ein großer Erfolg ist, werde ich versuchen, die Sozialpartner wie in so vielen anderen Bereichen zu überzeugen, dass wir vielleicht eine gesetzliche Maßnahme daraus machen. Aber jetzt ist die Zeit noch nicht reif dafür", sagt Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek. Sie hofft, dass sich neben REWE und Novomatic noch weitere Unternehmen an den Tests für anonymisierte Bewerbungsverfahren beteiligen.