Syrien: Terror mit Verschleppten

Hilflos vielleicht, in jedem Fall aber tatenlos, sieht die Welt seit mehr als eineinhalb Jahren in Syrien zu, wo die Opposition gegen den Clan von Bashar al Assad kämpft und die Bevölkerung in einen blutigen Bürgerkrieg gezogen hat. Neben den vielen Toten und den zehntausenden Flüchtlingen, werden auch viele Menschen in den Bürgerkriegswirren verschleppt. Gezielt verschleppt, denn das Regime benützt diese Art der Gewalt offenbar bewusst, um Terror zu verbreiten.

Mittagsjournal, 18.10.2012

Nur Schätzungen möglich

Wie viele Menschen im syrischen Bürgerkrieg bereits verschleppt worden sind und für immer verschwanden, ist schwer zu sagen. Die Schätzungen von Menschenrechtsaktivisten reichen von 18.000 bis 80.000. Aber die Zahlen sind nicht ausschlaggebend. Es sind die Einzelschicksale, die dahinter stehen. Zahlid Mastu hat selbst mitansehen müssen, wie sein Bruder und sein Cousin an einem Checkpoint von der Armee von Machthaber Assad verschleppt wurden. Aufgetaucht sind sie nicht mehr, ihr Schicksal bleibt ungewiss. In einem BBC-Interview wird er gefragt, ob er die Behörden gefragt hat, wo seine Verwandten sind. Die Reaktion spricht für sich: Das ist unmöglich. Bei den Problemen, die wir haben, wie sollen wir sie fragen?

Und wenn sie es versucht hätten, hakt der BBC-Reporter nach? Sie würden einen festnehmen oder umbringen. Wir haben keinen Staat, kein Gesetz, sagt er resignierend.

Bewusster Terror

Männer, Frauen, Kinder, Junge, Alte - verschleppt werden die Menschen ohne Ansehen der Person. Das ist eine ganz bewusste Taktik, sagen Menschenrechtsaktivisten, um den Syrern zu zeigen: vor dem Regime von Machthaber Assad bist Du nirgends sicher. Ema Ruby Sacks von der Internet-Aktion Avaaz: Diese beängstigenden Geschichten hallen durch ganz Syrien. Es ist furchtbar: Frauen, die einkaufen wollen, Männer, die Heizmaterial suchen - sie verschwinden spurlos. Ihre Familien erfahren nichts von ihrem Schicksal. Es ist ein Riesenproblem, und es soll Terror in die Herzen aller Syrer einpflanzen.

Wie viele der Verschleppten gefoltert oder getötet wurden - man weiß es nicht. Nur eines ist sicher: jeder Widerstand gegen das Assad-Regime soll damit mundtot gemacht werden.

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