Ärztekammerpräsident: 1.300 Ärzte fehlen
Die Gesundheitsreform sei ein getarntes Sparpaket, sagt Ärztekammerpräsident Arthur Wechselberger. Statt der "Mogelpackung" sollte besser "intelligent ausgebaut" werden, und zwar bei den Arztpraxen. Für die Entlastung der Spitalsambulanzen wären 1.300 Ärzte zusätzlich notwendigt, sagt Wechselberger.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 24.10.2012
Zwei-Klassen-Medizin droht
Geld regiert die Gesundheitswelt - so könnte man die Kritik der Ärztekammer am geplanten Reformvorhaben von Bund und Ländern auf den Punkt bringen. Bis 2016 sollen 3,4 Milliarden Euro eingespart werden, bis 2020 sind es elf Milliarden, die Kassen und Länder weniger ausgeben wollen, rechnet Ärztekammerpräsident Arthur Wechselberger vor. Die Bestrebungen zur Gesundheitsreform seien reine Machtspiele, sagt er. Die Ärztekammer wolle aber eine Weiterentwicklung des Gesundheitswesens in Österreich und sei dagegen, dass gedeckelte Budget durchgedrückt werden ohne Rücksicht auf die medizinische Versorgung.
Steuert man nicht gegen, würde eine zwei-Klassen-Medizin entstehen, warnt Wechselberger. Der öffentliche Bereich würde finanziell ausgehungert. Die Bevölkerung müsste sich auf dem Privat markt jene Leistungen erkaufen, die im öffentlichen Bereich zurückgefahren werden - wenn sie es sich leisten können, so der Ärztekammerpräsident.
1.300 Ärzte zusätzlich
Sparen könne man auch, indem man zuerst investiert, und zwar in den niedergelassenen Bereich, sagt Wechselberger. Derzeit gibt es 8.000 Kassenärzte in Österreich, entlaste man die Spitalsambulanzen, dann brauche man rund 1.300 neue Vertragsarztstellen, und zwar deshalb, weil die Sozialversicherung beim Ausbau dieser Stellen in den letzten Jahren so gebremst habe. Diese 1.300 zusätzlichen Ärzte würden die Kassen eine halbe Milliarde Euro pro Jahr kosten. Zieht man die Einsparungen durch den Rückbau der Spitalsambulanzen ab, liegt das Sparpotenzial nach Berechnung der Ärztekammer immer noch bei 300 Millionen pro Jahr.