Syrien: Ärzte auf verlorenem Posten

Nur wenige internationale Hilfsorganisationen konnten bisher nach Syrien vordringen. Der Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" ist es geglückt, im Norden Syriens vier kleine Spitäler zu eröffnen. Wegen der großen Zahl an Notleidenden und Verletzten sei das aber viel zu wenig, sagt der Leiter von "Ärzte ohne Grenzen" Deutschland, der soeben aus Syrien zurückgekehrt ist.

Morgenjournal, 9.11.2012

Misstrauen und Hoffnungslosigkeit

Es ist in erster Linie Akutversorgung, die das Team von Ärzte ohne Grenzen in Syrien derzeit bieten kann. Zumeist sind es Menschen mit Schussverletzungen oder Verletzungen durch Explosionen und Granatsplitter, die zu ihnen kommen. Die vier provisorischen Krankenhäuser im Norden Syriens seien angesichts der Zahl der Verletzten und der Größe des Landes viel zu wenig, sagt Tankred Stöbe von "Ärzte ohne Grenzen" Deutschland. Doch die politische und militärische Lage erlaube derzeit kein größeres Engagement.

Es gibt syrische Krankenhäuser, doch die sind oft zu weit weg, die Straßen dorthin zerstört. Viele Menschen trauen sich auch nicht mehr aus ihren Häusern, viele sind auch misstrauisch gegenüber offiziellen Spitälern, weil überall politische Verfolgung herrsche.

Noch viel mehr Hilfe nötig

Er persönlich, sagt Tankred Stöbe, sei schon oft in Krisenregionen unterwegs gewesen, doch noch nie so massiv den Kampfhandlungen ausgesetzt gewesen. Vielfach muss das Team unter Bombenhagel arbeiten. Besonders betroffen gemacht habe ihn aber die Hoffnungslosigkeit der Menschen. Die Gefahr sei groß, dass je länger der Konflikt dauert, man seiner müde wird und das Leid der Menschen vergisst. "Aber die Not geht weiter und nimmt zu, und daher ist es wichtig, dass wir in Europa alles unternehmen was wir können." Die Zivilbevölkerung brauche noch viel mehr Hilfe, appelliert Tankred Stöbe.

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