Paris: Drei Kurdinnen erschossen

In Paris wurden in der vergangenen Nacht im Kurdischen Informationsbüro drei kurdische Aktivistinnen ermordet aufgefunden. Bei einem der Opfer soll es sich um eine Mitbegründerin der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK handeln. Die Kopfschüsse weisen auf regelrechte Hinrichtungen hin. Die Ermittlungen laufen.

Personen in Paris, Herz auf Pappe

(c) LANGSDON, EPA

Mittagsjournal, 10.1.2013

ORF-Korrespondent Hans Woller berichtet aus Paris.

Pariser Kurden protestieren

Die Leichen der drei Frauen wurden in der Nacht in den Räumen des Kurdischen Informationsbüros mitten in der französischen Hauptstadt gefunden, wie die Polizei mitteilte. Hunderte Kurden versammelten sich nach der Nachricht über die Morde zu Protesten vor dem Gebäude im zehnten Pariser Bezirk.

Der Verantwortliche des Informationsbüros meinte, womöglich hätten die Frauen dem oder den Tätern die Tür geöffnet – sie soll mit einem elektronischen Schloss gesichert gewesen sein. Die Ermittlungen hat die für Terrorismusbekämpfung zuständige Abteilung der Pariser Staatsanwaltschaft übernommen.

Ermittler vorsichtig bezüglich politischer Motivation

In Paris ist man mit Vermutungen über einen politischen Hintergrund zurückhaltend. Sprecher der PKK machen in ersten Reaktionen Kräfte im türkischen Staatsapparat für das Verbrechen verantwortlich.

Derzeit laufen Verhandlungen zwischen der Regierung in Ankara und der PKK und die Chancen auf ein Ende des jahrzehntelangen militärischen Konflikts im Osten der Türkei sind so vielversprechend wie schon lange nicht. Diese Entwicklung scheint jetzt wieder in Gefahr zu sein.

PKK-Chef gesprächsbereit

Die PKK, die Kurdische Arbeiterpartei, kämpft seit 1984 mit Waffengewalt gegen den türkischen Staat. Mehr als 40.000 Menschen wurden bisher in dem Konflikt getötet.

PKK-Chef Abdullah Öcalan verbüßt eine lebenslange Haftstrafe - er dürfte in den aktuellen Friedensverhandlungen Gesprächsbereit zeigen. Die Rebellen rückten inzwischen von ihrer anfänglichen Forderung nach einem Kurdenstaat ab und verlangen heute eine offizielle Anerkennung der kurdischen Identität durch die Türkei.