Neue Beweisanträge im Strasser-Prozess

Ursprünglich wollte Richter Georg Olschak heute das Urteil im Prozess gegen Ex-Innenminister Ernst Strasser sprechen. Doch jetzt könnte der Prozessfahrplan ins Wanken geraten. Denn Strassers Verteidiger hat Beweisanträge gestellt, die das Urteil deutlich verzögern könnten.

Morgenjournal 14.1.2013

Barbara Reichmann

Strasser-Sekretärin: Widersprüchliche Aussagen

Strassers ehemalige Sekretärin geriet zuletzt vor Gericht in Bredouille. Sie hatte ursprünglich ausgesagt, dass sie nach Auffliegen der Affäre im März 2011 keinen Kontakt mehr zu Strasser gehabt habe. Doch tatsächlich stand sie mit ihm Anfang April mehrmals per Telefon und SMS in Kontakt.

Was sie nicht wusste: Das Bundesamt für Korruptionsbekämpfung hörte mit. Strasser regte demnach telefonisch ein Treffen an, die Sekretärin sagte zu. Ob sie ihren ehemaligen Chef dann tatsächlich getroffen hat, daran konnte sich die Frau bei ihrer Befragung vor Gericht nicht erinnern. Jedenfalls habe sie nie mit Strasser über polizeiliche Vernehmungen gesprochen.

Urteil für heute fraglich

Das Telefonprotokoll zeigt allerdings, dass Strasser sie bereits eine Stunde nach einer Einvernahme angerufen hat. Strassers Anwalt Thomas Kralik beantragte nun die Verschriftlichung sämtlicher Telefonprotokolle, die seiner Ansicht nach selektiv vorgetragen wurden. Der Schöffensenat muss heute darüber entscheiden. Wird dem Antrag stattgegeben, ist ein Urteil für heute ausgeschlossen.

Kralik hat darüber hinaus noch einen weiteren Zeugen beantragt. Dabei handelt es sich um einen ranghohen österreichischen Polizisten, der eine Kontaktperson von Strassers Lebensgefährtin im Innenministerium gewesen sein soll.

"Falsches" Fax an Reporter

Weiterhin offen ist zudem, ob die beiden britischen Reporter heute aussagen werden. In Österreich gebe es kein Ermittlungsverfahren gegen die beiden, betont der Richter. Zuvor hatte der Anwalt der "Sunday Times" ein Fax mit gegenteiliger Behauptung bekommen. Nun liegt der Verdacht nahe, dass jemand den Zeugenauftritt der Reporter verhindern wollte.

Strasser sagt, er habe mit der Sache nichts zu tun, ihm sei es egal ob die Journalisten aussagen. Bis jetzt ist es nach Angaben des Gerichts noch nicht sicher, ob die Reporter sich den Fragen stellen werden - es gibt jedenfalls auch noch keine definitive Absage. Die Staatsanwaltschaft wirft dem ehemaligen EU-Parlamentarier Strasser Bestechlichkeit vor, im Falle eines Schuldspruchs drohen ihm bis zu zehn Jahre Haft.