Lebensmittelhandel: Verdacht auf Preisabsprachen

Haben sich in Österreich einige große Lebensmittelhändler unerlaubterweise in Sachen Preisgestaltung abgesprochen? Die Bundeswettbewerbsbehörde hat diesen Verdacht jedenfalls und führt seit gestern in der Zentrale des SPAR-Konzerns in Salzburg eine Hausdurchsuchung durch. Händler und Wettbewerbshüter geben sich bedeckt und verweisen auf die laufenden Verfahren. Aber zuletzt hat es auch bei anderen Händlern Ermittlungen gegeben.

Mittagsjournal, 31.1.2013

Verdacht: Preisabsprachen

Der Kampf um den Preis ist hart - und anscheinend nicht immer fair. In der SPAR-Hauptzentrale in der Europastraße in Salzburg sind seit gestern Mitarbeiter der Bundeswettbewerbshörde im Einsatz, sichten Unterlagen, sortieren Belege und schauen Dateien durch - und das könnte noch ein paar Tage dauern. Veronika Haubner, Sprecherin der Bundeswettbewerbsbehörde bestätigt Hausdurchsuchungen im Lebensmittelhandel. Der Verdacht: Preisabsprachen.

Vertikale und horizontale Absprachen also. Was recht mathematisch klingt, schaut in der Praxis so aus: Bei vertikalen Absprachen setzen die Lieferanten die Preise bei mehreren Händlern fest, damit verzerren sie den Wettbewerb, die Preise werden künstlich hochgehalten. Bei horizontalen Absprachen machen sich die Wettbewerber direkt untereinander die Preise aus. Bei SPAR und bei anderen Händlern ermittelt man also in beide Richtungen, sagt Haubner.

Auch bei anderen Ketten

Um welche Produkte es geht, will man bei der Bundeswettbewerbsbehörde nicht sagen. Es sind zumindest nicht wenige betroffen, heißt es. Gerüchte über Absprachen gab es immer wieder bei Milchprodukten, Bier und Kaffee. Bei SPAR will man die Hausdurchsuchung nur mit einer schriftlichen Stellungnahme kommentieren. Zitat: "Es gab im Vorfeld keine Anzeichen und unseres Wissens nach auch keinen direkten Auslöser für diese Untersuchung. Wir gehen davon aus, dass es sich um eine der vielen Überprüfungen, die die Bundeswettbewerbsbehörde jedes Jahr in allen Wirtschaftsbereichen durchführt, handelt. Wir werden selbstverständlich alles, was gefordert ist, offenlegen."

Ebenfalls ermittelt wurde vorige Woche bei MPreis in Tirol, einem regionalen Lebensmittelhändler. Man habe alles offengelegt, und habe keine Kontakte zu Mitbewerbern, sagt Unternehmenssprecherin Ingrid Heinz.

Auch bei der Vorarlberger Kette Sutterlüty waren die Mitarbeiter der Bundeswettbewerbsbehörde. Gegenüber dem Ö1-Mittagsjournal heißt es da in einer Stellungnahme: "Unser Familienunternehmen ist ausschließlich regional in Vorarlberg tätig und nimmt im österreichischen Lebensmitteleinzelhandel eine völlig unbedeutende Stellung ein. Deshalb gehen wir von Sutterlüty davon aus, dass die Kontrolle im Rahmen des allgemeinen Schwerpunktes der Bundeswettbewerbsbehörde im Lebensmittelhandel stattgefunden hat."

Rewe-Ergebnis ausständig

Wie lange die Untersuchungen bei SPAR dauern, ist unklar, möglicherweise sogar bis Anfang nächster Woche. Und wie lange es danach dauert, lässt sich auch schwer abschätzen. Beim REWE-Konzern, zu dem Billa und Merkur gehören, hat es vor genau einem Jahr Hausdurchsuchungen gegeben, die acht Tage gedauert haben. Das Ermittlungsergebnis hätte es eigentlich schon im Herbst geben sollen, aber es ist nach wie vor nicht in Sicht. Das will man bei der Bundeswettbewerbsbehörde nicht kommentieren, auch nicht die Frage, ob es einen Zusammenhang mit der Hausdurchsuchung bei SPAR gibt.

Übersicht

  • Handel
  • Konsument/innen