Zahnspangen auf Kassenkosten?
Die Krankenkassen könnten künftig höhere Anteile für Zahnspangen und Zahnersatz zahlen. Das stellt der gestern im Amt bestätigte Vorsitzende des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger, Hans Jörg Schelling, in Aussicht. Er will den Konsolidierungskurs der Krankenkassen fortsetzen. Das so gesparte Geld könnte in neue Leistungen fließen. Voraussetzung dafür ist aber eine Einigung mit der Zahnärztekammer, so Schelling.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 1.2.2013
Zahnspangen als Notwendigkeit
Die Verhandlungen ziehen sich mittlerweile über vier Jahre - das Projekt heißt trotzdem noch immer "Zahn neu". Schelling will jetzt einen neuen Anlauf nehmen. Er kann sich nach einem Stufenplan höhere Beiträge für Zahnspangen und Zahnersatz durch die Krankenkassen vorstellen. Es wäre laut Schelling sinnvoll, gemeinsam einen Leistungskatalog zu erarbeiten, wo etwa Zahnspangen für Kinder und Jugendliche als medizinische Notwendigkeit betrachtet und die Kosten übernommen werden.
Gesamtpaket unfinanzierbar
Für die Kassen entstehen laut Schelling dadurch Zusatzkosten im hohen zweistelligen Millionenbereich. Aber zur Zeit scheitere man ja sowieso an der Zahnärztekammer, sagt Schelling.. Denn dort wolle man ein Gesamtpaket, und wenn man alle diese Wünsche berücksichtige, wäre das schlicht unleistbar - "zusätzliche Leistungen in einer Größenordnung von 160 Millionen Euro - das überfordert uns einfach."
"Patienten sollen entscheiden"
Bei der Zahnärztekammer heißt es, man sei realistisch genug um zu wissen, dass nicht alle Leistungen durch die Kasse ersetzt werden können, aber man wolle mehr Gerechtigkeit für Krankenversicherte. Claudius Ratschew von der Zahnärztekammer: "Wir wollen zum Beispiel, wenn jemand einen Zahn verliert, dass er dann nicht nur die einfachste abnehmbare Zahnversorgung bekommen darf, wenn er von der Sozialversicherung einen Zuschuss haben möchte, sondern wir hätten gerne, dass er selber entscheiden kann, was er mit dem Geld macht, was er mit dem Geldbetrag macht, den ihm die Sozialversicherung zur Verfügung stellt." Wenn es jetzt einen neuen Vorstoß des Hauptverbandschefs gibt, komme man gerne darauf zurück, sagt Ratschew.