Abgeschobene Tschetschenin wieder in Wien

Die Abschiebung einer Familie nach Tschetschenien hat Ende November 2012 für Aufregung gesorgt. Der Mann wurde gleich nach der Landung in Moskau verhaftet, Grund war ein vorgeschobener Haftbefehl wegen Diebstahls. Wochenlang wusste man nicht, wo er sich in Gefangenschaft befindet. Mitabgeschoben wurden auch seine Frau und seine beiden minderjährigen Töchter. Diese sind mittlerweile wieder in Österreich. Der Mann sitzt immer noch im Gefängnis, wo will die Familie nicht sagen, aus Angst vor Repressalien.

Mittagsjournal, 20.2.2013

Mann am Flughafen verhaftet

Den 28. November 2012 wird Reissa wohl nie wieder vergessen. Der Mann in Handschellen, die Frauen und Kinder unter strenger Bewachung der Polizei, so wurden sie ins Flugzeug verfrachtet, nachdem sie mehr als vier Jahre in Österreich gelebt haben. Sie fühlt sich behandelt wie ein Spielzeug.

In Moskau angekommen, wurde ihr Mann noch am Flughafen verhaftet, sie selbst ist mit den Kindern im Zug nach Tschetschenien gebracht worden. Ein Leben in Angst. Besonders groß wurde die Angst, als die Polizei sich nicht nur nach ihrem Mann sondern auch nach ihr und den Kindern bei der Schwägerin erkundigt hat.

Korun für Abschiebestopp

Reissa sagt, sie wolle kein Mitleid, sie wolle gehört werden und erzählen, wie es ist in Tschetschenien, dass dort der Krieg zwar beendet ist, aber die Menschen immer noch in Gefahr seien. Sie fühlt sich von den österreichischen Behörden aber nicht ernst genommen, sagt ihr Rechtsbeistand Tim Außerhuber. Ihre Angaben seien nicht aufgenommen worden.

Und Reissa will durch ihre Aussage mithelfen, dass nicht weiter Menschen nach Tschetschenien abgeschoben werden. Aber genau das soll morgen laut der Grünen Menschenrechtssprecherin Alev Korun erneut passieren. Sie fordert einen Abschiebestopp für Tschetschenien, solange dort katastrophale Verhältnisse herrschen.

Korun kritisiert auch den Asylberichtshof. Er müsse sich überlegen, ob er ein Asyl-Verweigerungsgerichtshof sei oder ein unabhängiges rechtsstaatliches Instrument, wo verfolgte Tschetschenen auch Schutz finden.

Wiederaufnahme-Antrag gestellt

Vor allem weil auch jetzt wieder zu befürchten sei, dass abgeschobene Tschetschenen unter vorgeschobenen Gründen verhaftet werden. Für Reissa und ihre Familie heißt es erneut warten. Die Familie hat einen Wiederaufnahme-Antrag beim Asylgerichtshof gestellt, eine Sprecherin hat gegenüber Ö1 bestätigt, dass die Anträge in Bearbeitung seien. Auch für ihren irgendwo in Tschetschenien im Gefängnis sitzenden Mann wurde erneut ein Antrag auf Asyl gestellt, die Entscheidung darüber liegt beim Asylgerichtshof.