Oscar-Nacht mit First Lady Michelle Obama

Bei der Oscar-Gala selbst hat Michael Haneke seine Dankesrede kurz gehalten. Christoph Waltz und sein Quentin Tarantino haben einander ihre Lobeshymnen wechselweise zugesungen. Ansonsten lief die Verleihung, früher auch eine Plattform für politisches Engagement, heuer erstaunlich harmlos ab. Der Politthriller „Argo“ wurde als bester Film ausgezeichnet, wie die US-Präsidentengattin Michelle Obama live aus dem Weißen Haus verkündete.

Mittagsjournal, 25.2.2013

Riva auch über Nominierung glücklich

Kurz vor Mitternacht trafen Haneke und seine Hauptdarstellerin Emmanuelle Riva in der österreichischen Residenz ein. Riva, die gestern ihren 86. Geburtstag feierte, war ja für den Darstellerpreis nominiert, hatte aber gegenüber Jennifer Lawrence das Nachsehen.

Für sie habe aber schon die Nominierung unglaubliches Gewicht gehabt, sagte Riva, weil diese Auswahl von Schauspielern getroffen wurde, die wissen, wie hart diese Arbeit ist.

Auch Kulturministerin Claudia Schmied war nach Los Angeles gekommen. Für sie stelle Hanekes Oscar eine Bestätigung dafür dar, in der Kulturförderung noch mehr auf aktuelle Kunstproduktion zu setzen. Das seien Arbeiten der zeitgenössischen Kunst und des Heute, damit auch ein zeitgemäßer Blick auf Österreicher und Österreicherinnen, sagte Schmied. "Daran sollten wir intensiv weiterarbeiten", forderte sie im Ö1-Mittagsjournal.

Waltz und Tarantino füreinander voll des Lobes

Zusammen weiterarbeiten werden wohl auch Erfolgsgespann Tarantino und Waltz. Bei der Gala borgte sich Waltz die Dialogzeilen seiner Filmfigur, um seinem Regisseur in Wagner-hafter Opulenz Blumen zu streuen. Berge erstiegen, Drachen besiegt und Feuer durchstanden, habe der heldenhafte Quentin, um diesen Film zu realisieren, schwärmte Waltz.

Tarantino ließ das nicht auf sich sitzen und konterte in seiner Dankesrede für den Drehbuch-Oscar in Richtung seines neuen alten Lieblingsdarstellers Waltz. Wenn man sich in ferner Zukunft noch an meine Filme erinnere, dann wegen der Figuren, die er geschaffen habe. Zum Leben erweckt seien sie aber nur durch die richtigen Schauspieler worden, sagte Tarantino.

Iran über First Lady verärgert

Eine Überraschung gab es, als es zur Verkündigung des Besten Films kam. Die wurde nämlich durch die live aus dem Weißen Haus zugeschaltete Präsidentengattin Michelle Obama vorgenommen.

Der ausgezeichnete Psychothriller „Argo“ spielt in Teheran im Revolutionsjahr 1979 und zeigt wie damals unter haarsträubenden Bedingungen sechs Amerikaner außer Landes gebracht wurden. Die iranische Presseagentur kritisierte, dass die First Lady gerade zum Einsatz komme, wenn ein antiiranischer Film ausgezeichnet würde.

Der iranische Kultusminister Mohammed Hosseini bemängelte, „Argo“ habe sowohl technisch als auch künstlerisch seine insgesamt drei Oscars nicht verdient. Darüber hinaus kündigte er einen Gegenfilm zu "Argo“ an, der die damaligen Ereignisse aus iranischer Sicht erzählen werde. Die Oscar-Chancen für den zu erwartenden Streifen dürften sich in Grenzen halten.