Oscars für Haneke und Waltz

Michael Haneke und Christoph Waltz sind in der Nacht auf Montag mit Oscars ausgezeichnet worden. Haneke gewann mit seinem favorisierten Film "Amour" den Preis für den besten ausländischen Film. Waltz wurde für seine Rolle in Quentin Tarantinos "Django Unchained" als bester Nebendarsteller geehrt.

Morgenjournal, 25.2.2013

Michael Haneke mit Oscar

Aus den fünf Nominierungen für "Amour" konnte Michael Haneke schließlich den Preis für den besten fremdsprachigen Film für sich verbuchen

(c) APA/AP/Invision/Matt Sayles

Aus österreichischer Sicht war die 85. Oscar-Verleihung in der Sonntagnacht (MEZ) ein Erfolg: Christoph Waltz konnte seine Nominierung für Quentin Tarantinos Western "Django Unchained" gleich zum Auftakt des Abends in einen Nebenrollen-Oscar verwandeln.

Dann schlug die Stunde von Michael Haneke, der mit "Amour" (Liebe) fünffach nominiert war. Er gewann wie allgemein erwartet den Auslandsoscar - der zweite seit 2008 für Österreich, als Stefan Ruzowitzky mit "Die Fälscher" gewann.

Bei den Sparten Bester Film, Regie, Originaldrehbuch und Hauptdarstellerin (Emmanuelle Riva) musste sich "Amour" jedoch geschlagen geben. Denn abseits der österreichischen Perspektive zeigten sich die Mitglieder der Academy heuer sehr egalitär gestimmt.

Jack Nicholson, George Clooney, Grant Heslov und Ben Affleck

Jack Nicholson in L.A. und Michele Obama im Weißen Haus waren die Präsentator/innen für das Team des zum besten Film gekürten "Argo", die Produzenten George Clooney und Grant Heslov, sowie Regisseur Ben Affleck, dem die Nominierung in der Kategorie "Beste Regie" verwehrt geblieben ist.

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Überraschende Preise für "Argo"

Im Vorfeld hatten vor allem Steven Spielbergs Historienepos "Lincoln" und Ang Lees Literaturadaption "Life of Pi" mit zwölf beziehungsweise elf Nominierungen als klare Favoriten ausgesehen. Das Musical "Les Miserables" und die Romantikkomödie "Silver Linings" fanden sich bei den Nominierungen mit je acht Nennungen auf den Plätzen. Letztlich konnte sich "Life of Pi" mit vier Oscars an die Spitze setzen, allerdings primär mit Gewinnen in den weniger prominenten Kategorien - mit Ausnahme des letztlich überraschenden Siegs von Ang Lee als bester Regisseur.

Auf Rang Zwei mit den meisten Oscars bei der Verleihung fanden sich Ben Afflecks Politthriller "Argo" und das Musical "Les Miserables" mit je drei Auszeichnungen. "Argo" wurde dabei als Bester Film geehrt (First Lady Michelle Obama öffnete in einer Live-Zuspielung aus dem Weißen Haus das Siegerkuvert), obgleich Regisseur Affleck für seine Aufgabe nicht einmal nominiert war, was im Vorfeld des Abends für Unmut gesorgt hatte.

Quentin Tarantino und Christoph Waltz

Quentin Tarantino mit dem Preis für das beste Drehbuch und Christoph Waltz mit dem Oscar für die beste männliche Nebenrolle

(c) APA/EPA/Paul Buck

Daniel Day-Lewis ist wirklich Bester Schauspieler

Bei den Preisen für "Les Miserables" sticht der für Anne Hathaway heraus. Die Schauspielerin konnte wie erwartet als Beste Nebendarstellerin ihren ersten Oscar mit nach Hause nehmen. Auch Daniel Day-Lewis holte wie erwartet die Trophäe für seine Hauptrolle in "Lincoln" - als erster Schauspieler überhaupt mit drei Auszeichnungen in der Kategorie Bester Hauptdarsteller. Mit der Ehrung für das Beste Szenenbild kam der Spielberg-Film bei zwölf Nennungen auf insgesamt nur zwei Auszeichnungen. Jennifer Lawrence konnte mit der Ehrung als Beste Schauspielerin den einzigen Goldjungen für "Silver Linings" abholen.

Ex-aequo-Preise für den besten Tonschnitt

Einen Favoritensieg gab es hingegen bei den Dokumentarfilmen, wo "Searching for Sugar Man" von Malik Bendjelloul und Simon Chinn. Im Bereich der Animationsfilme konnte sich das Team freuen, welches das schottische Emanzipationsabenteuer "Brave" auf die Leinwand brachte. Die Literaturverfilmung im historischen Gewand, "Anna Karenina", ließ die Konkurrenz in der Kategorie "Kostüm" hinter sich. Eine Kuriosität ergab sich in der Sparte Tonschnitt. Hier mussten sich "Zero Dark Thirty" und "Skyfall" die Auszeichnung teilen. Ein Gleichstand bei den Voten gab es laut "Hollywood Reporter" erst fünfmal zuvor, zuletzt 1994.

Ö1-Filmexperte Wolfgang Popp im Gespräch mit Andrea Maiwald

Starke Musikperformances

Sehr musiklastig gestaltete sich der Showbereich der Verleihung auch abseits der traditionellen Performances der Oscar-nominierten Songs. Bereits bei seiner Eröffnungsrede trumpfte MacFarlane mit Tanzsequenzen mit prominenter Unterstützung von Joseph Gordon-Levitt und Daniel Radcliffe auf, danach huldigte die legendäre Shirley Bassey mit ihrem Klassiker "Goldfinger" den 50. Geburtstag der James-Bond-Reihe. Die unnachahmliche Adele wiederum trat mit ihrem aktuellen Bond-Song "Skyfall" auf, für den sie sich kurz darauf auch den Oscar abholte. Eine weitere Legende überstrahlte sie alle an diesem Abend: Barbra Streisand erhielt für ihr Tribut an den im Vorjahr verstorbenen Marvin Hamlisch mit dem von ihm komponierten "Memories" aus "So wie wir waren" Standing Ovations vom Publikum.

Die Oscars als Hochamt

Zuweilen hatte man den Eindruck, an diesem Abend stünden mehr Stars singend als Preise annehmend oder vergebend auf der Bühne: das Ensemble von "Les Miserables" rund um Hathaway und Hugh Jackman zollte dem Musical auf der Kinoleinwand mit einem Medley aus ihrem Film ebenso Tribut wie Catherine Zeta-Jones mit ihrer "All that Jazz"-Interpretation aus "Chicago" und Jennifer Hudson mit einer reduzierten Version der "Dreamgirls".

Die abwechslungsreichen Musikeinlagen konnte die Verleihung gut brauchen: Auf "Twitter" wurden schnell Rufe laut, wonach die Gags von MacFarlane ebenso wenig funktionierten wie jene zahlreicher witzelnder Darsteller von Mark Wahlberg (inklusive "Ted"-Bären) bis Paul Rudd. Laut dem Moderator ist das Dolby Theatre sowieso spaßfreie Zone: "Es ist Sonntag, wir haben uns alle fein angezogen - es ist wie in der Kirche, nur dass mehr Leute beten."

Text: APA, Audio: ORF

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