General Entacher ist jetzt in Pension

Einen ganzen Tag lang wurde gestern General Edmund Entacher in die Pension verabscheidet. Zwei Jahre war er das Gesicht im Konflikt um das Bundesheer, ein Anhänger der Wehrpflicht, der sich offen gegen den inzwischen ehemaligen Verteidigungsminister Norbert Darabos gestellt hat. Gegen Darabos hat er sich auf allen Linien durchgesetzt. Die Genugtuung darüber konnte er auch bei seinem Abschied nicht verbergten.

Morgenjournal, 23.3.2013

Gestern gab es noch einmal einen Orden vom Bundespräsidenten und einen Festakt mit dem neuen Minister Gerald Klug. Und am Abend eine mehr oder weniger private Feier in der Maria Theresien-Kaserne in Wien. Mit dabei war

Kein Hai für den General

Die Gardemusik gab an diesem Abend Mackie Messer zum Besten - aber Haifisch war weit und breit keiner zu sehen. Nur ein General, der nach 43 Dienstjahren und einem gewonnenen Machtkampf mit seinem Chef, dem Minister, in die Pension gefeiert wurde. Kindheits- und Jugendfotos wurden hergezeigt, viel Persönliches und jede Menge Lob waren zu hören, zum Beispiel von Günter Höfler, dem Leiter der Militärmission in Brüssel: "Ein großartiger Mann und ich wünsche ihm wirklich alles Gute."

Rückblick von Ex-Ministern

Natürlich lag Entachers Konflikt mit Norbert Darabos wie ein Schleier über der Veranstaltung. Entachers Willensstärke wurde wohlwollend kommentiert. In diesem halbprivaten Rahmen mit Freunden, Weggefährten und Kollegen freilich kein Wunder. Aber, wie sagte ÖGB-Chef Erich Foglar, ein langjähriger Entacher-Freund: "Mit der Weisheit des Rückblicks würde vielleicht jeder der beiden heute etwas anders machen."

Drei Ex-Minister tummelten sich auch im Offizierskasino: Nein, natürlich nicht Norbert Darabos (SPÖ). Vielmehr Robert Lichal, Werner Fasslabend (beide ÖVP) und Herbert Scheibner (BZÖ), der seinerzeit Edmund Entacher zum Landstreitkräftekommandanten gemacht hatte: "Es ist immer der Chef verantwortlich dafür, dass in seinem Bereich ein arbeitsfähiges Klima herrscht. Ich glaube, da ist einiges schiefgelaufen."

Neuer Minister, neue Hoffnung

Darabos ist nun aber weg, und jetzt schwärmen alle vom Aufbruch. In Neo-Minister Gerald Klug (SPÖ) werden größte Hoffnungen gesetzt: "Ich glaube, der neue Minister hat einen sehr guten Start gehabt. Er nimmt sich der Sache sehr überzeugend an", so Höfler. Und Entachers möglicher Nachfolger an der Militärspitze, sein bisheriger Vize Othmar Commenda, will diesen Aufbruch in eine Wehrpflicht Neu münden lassen. Dabei gehe es um Stimmungen und neue Ideen, die von den Budgetmitteln unabhängig seien. "Es geht vieles mit Phantasie."

Entacher will schweigen

Entacher will schweigen
Und Edmund Entacher? Der genoss es sichtlich, vermutlich ein letztes Mal so im Mittelpunkt zu stehen. Auf kluge Zurufe will er in der Pension nämlich verzichten, sagt er: "Ich werde mich zu innerösterreichischen Dingen, vor allem militärisch, nicht mehr äußern. Außer ich werde wirklich dazu aufgefordert. Ohne Verbindung zu Generalstab und Minister werde ich mich im Allgemeinen nicht mehr äußern." Wir werden sehen - die Verlockungen werden kommen.

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