Zypernkrise: Moskau über EU verärgert

Die russische Regierung ist überhaupt nicht zufrieden mit der Art, wie die Verantwortlichen in der EU mit der Zypern-Krise umgehen. Die EU hätte Russland viel stärker einbeziehen müssen, sagt auch der frühere russische Außenminister Igor Iwanow. Der ist zur Zeit auf Einladung der österreichischen Gesellschaft für Außenpolitik in Wien.

Morgenjournal, 28.3.2013

Weiterhin "Kalter Krieg"

Die EU und Russland - "kompliziert" ist wohl nur ein Hilfsausdruck, um das Verhältnis zwischen Brüssel und Moskau zu beschreiben. "Was die Wirtschaftsbeziehungen betrifft, so befinden wir uns bereits im 21. Jahrhundert", sagt Igor Iwanow. Doch wie wir auf der politischen Ebene miteinander umgehen, da befinden wir uns nach wie vor im tiefsten 20. Jahrhundert, "im Kalten Krieg".

Zwischen Brüssel und Moskau gibt es eine tiefe Vertrauenskrise, so Iwanow, der zwischen 1998 und 2004 russischer Außenminister war. Mittlerweile ist der 67-jährige Professor am renommierten Moskauer Institut für Internationale Beziehungen, eine Kaderschmiede für russische Diplomaten.

"Krisen-Früh-Warnsystem"

"50 Prozent unseres Außenhandels wickeln wir mit EU-Staaten ab, Russland hat also kein Interesse, dass es der EU schlecht geht, wir sind sehr voneinander abhängig", so Iwanow. Deshalb - und nicht wegen der auf Zypern veranlagten russischen Milliarden - sei es ein Fehler gewesen, Russland nicht von Anfang an in das Zypern-Krisen-Management einzubinden, argumentiert der frühere russische Chef-Diplomat.

Igor Iwanow schlägt die Einrichtung eines Krisen-Früh-Warnsystems zwischen der EU und Russland vor: "Denn heute geht es um Zypern und morgen vielleicht um ein anderes EU-Land". Den EU-Rettungs-Plan hält Iwanow auch deshalb für misslungen, weil Brüssel das zypriotische Bankensystem schon beim EU-Beitritt der Mittelmeerinsel vor neun Jahren reformieren hätte müssen.

Syrien: Ausweg Direktverhandlungen

Wie sehr die Beziehungen zwischen Brüssel und Moskau verbesserungswürdig sind, zeigt auch der Bürgerkrieg in Syrien. Für Igor Iwanow gibt es nur eine Möglichkeit, den Konflikt zu lösen: Direkt-Verhandlungen mit Vermittlern der internationalen Gemeinschaft und allen Konflikt-Parteien, also inklusive dem syrischen Machthaber Baschar-Al-Assad, oder einem Vertreter des syrischen Regimes.

Nach 70.000 Toten - mit dem Diktator an einem Tisch: Das ist sowohl für die Arabische Liga als auch die USA und die EU nicht vorstellbar. Dessen ist sich der frühere russische Außenminister bewusst.

Von Zypern bis Syrien: Man könnte den Eindruck gewinnen, als würden zwischen Moskau und Brüssel Welten liegen.