Was von Margaret Thatcher blieb

Großbritannien trauert um Ex-Premierministerin Margaret Thatcher, zumindest ein Teil des Landes. Die berühmte "Eiserne Lady" spaltete durch ihre radikalliberale Wirtschaftspolitik und Einsparungen bei den öffentlichen Ausgaben die Nation und veränderte Großbritannien dauerhaft. 23 Jahre nach ihrem Auszug aus der Downing Street ist eine politische Generation an der Macht, die sich von Margaret Thatcher hat inspirieren lassen.

Morgenjournal, 9.4.2013

Ungerechte Kopfsteuer

Die britische Tageszeitung Daily Mail verpasste Schatzkanzler George Osborne bei der Vorstellung des schmal bemessenen Haushaltsbudgets vergangenen Monat eine Thatcher Perücke. Osborne fühlte sich sichtlich geehrt über diesen Vergleich mit seiner politischen Ziehmutter. Die Verbissenheit, die der Schatzkanzler bei der Umsetzung des Sparplans zeigt, erinnert nicht nur die Blattmacher an Margaret Thatchers soziale Einschnitte Anfang der 80er-Jahre. Die Briten erleben heute unter David Cameron den Umbau des Wohlfahrtsstaates: Bewohner von Sozialwohnungen zahlen ab sofort mehr Miete, sollten sie ein Schlafzimmer frei haben - diese Steuer ist mit Thatchers ungerechter Poll Tax, einer Kopfsteuer gleichzusetzen, sagt Menschenrechtsaktivist Jim Curran: "Mrs. Thatcher wollte Menschen unabhängig von ihrem Einkommen mit dieser Kopfsteuer belasten. Cameron bittet jetzt die ärmsten in der Gesellschaft mit dieser neuen Steuer zur Kasse, er sollte davon ablassen."

Zu wenig Thatcherismus?

Die britische Wirtschaft kommt aber trotz des Sparkurses nicht in Schwung. Für viele Thatcher Anhänger liegt das Problem außerhalb Großbritanniens, sie preisen die weitblickende Europa Skepsis der Eisernen Lady: "Wir stehen jetzt mehr unter dem Einfluss, was in Europa geschieht, als damals unter Thatcher. Die Eurokrise dämpft unsere Wirtschaft, ich bin froh dass wir beim Pfund geblieben sind.“ Vielen geht der Thatcherismus David Camerons nicht weit genug, sie fordern weitere Steuererleichterungen für Unternehmen und eine expansive Geldpolitik der Bank von England: "Die Regierung versucht es, aber wir dürfen nicht vergessen, Margaret hatte eine absolute Mehrheit im Parlament, Cameron und Osborne sind in einer Koalition mit einer linken Partei, den Liberaldemokraten. Sie müssen Kompromisse eingehen und sind in ihrer Handlungsfähigkeit durch die Koalition eingeschränkt."

Thatcher polarisiert noch immer

Nicht nur der Koalitionspartner drückt auf die Bremse. Auch die eigene Partei von David Cameron ist unschlüssig, wie viel Thatcherismus das Land in Zukunft braucht, sagt der politische Kommentator Ben Geoghegan: "Thatcher spaltet noch immer die eigene Partei und polarisiert. Dem rechten Flügel gehen Camerons Einschnitte nicht weit genug, er ist ihnen nicht Anti-europäisch genug, oder aggressiv genug um die Steuern noch weiter zu senken." Und so ragt Margaret Thatcher auch nach ihrem Tod weiter in die Gegenwart hinein. Sie glaubte an die ordnende Hand des Marktes und überließ Großbritannien dem Kräftespiel des Kapitalismus. Das Land ringt bis heute mit den Folgen.