PKK beginnt mit Abzug

In der Türkei beginnen heute die etwa 2.000 Kämpfer der Kurdenorganisation PKK ihren Abzug aus der Türkei Richtung Nordirak. Sechs Wochen nach der entsprechenden Ankündigung des inhaftierten Kurdenführers Abdullah Öcalan ist das ein großer Schritt zur Beendigung des 35jährigen Bürgerkriegs.

Morgenjournal, 8.5.2013

Überraschende Diskretion

Ob der heutige 8. Mai für die Türkei ein historischer Tag sein wird, und ob er ein solcher überhaupt sein sollte, darüber wird zur Zeit heftig gestritten. Die kurdische PKK bleibt dabei, dass ihre Truppen heute beginnen werden, nach mehr als 30 Jahren Bürgerkrieg die Türkei Richtung Irak zu verlassen. Ministerpräsident Erdogan, der sich zugleich als oberster Chefredakteur des Landes versteht, hat die Medien aufgefordert, dieses Datum nicht aufzubauschen, sondern als gewöhnlichen Tag zu behandeln. Die PKK habe einen Fehler begangen, als sie einen Termin für ihren Abzug genannt hat, statt still und leise zu verschwinden. Diese Diskretion des Regierungschefs scheint auf den ersten Blick überraschend. Schließlich hat er den Abzug der PKK bisher als seinen persönlichen Erfolg verkauft.

Tatsächlich muss Erdogan den Unmut türkischer Nationalisten einberechnen, die den unbehelligten Abzug von Terroristen als illegal bezeichnen, ja sogar als Verrat. Es sei die Pflicht von Armee und Polizei, die PKK-Mitglieder vor dem Grenzübertritt zu verhaften, so Nationalistenchef Bahceli. Tatsächlich ein Dilemma für das türkische Militär. Deshalb wäre es Erdogan lieber gewesen, wenn der Rückzug der PKK still und leise vor sich gehen würde. Noch dazu ist völlig ungeklärt, ob sie ihre Waffen in den Irak mitnehmen werden, oder, so wie Erdogan das verlangt hat, in der Türkei zurück lassen.

Abzug dauert Monate

Die PKK ihrerseits hat die Regierung gewarnt, dass jeder noch so kleine Zwischenfall von Seiten des Militärs das Ende ihres Rückzugs bedeuten würde. Dieser werde übrigens zwei bis drei Monate dauern. Während dieser Zeit erwarte die PKK, dass die Regierung ihre Versprechen gegenüber den Kurden wahr mache und ernste Schritte Richtung Dezentralisierung setze.

Dass die türkischen Journalisten sich an Erdogans Aufforderung halten und das wichtigste Ereignis dieses Jahres ignorieren, ist wohl nicht zu erwarten. Zu hoch sind die Erwartungen in den Friedensprozess, der 35 Jahre Gewalt und Gegengewalt beenden soll.