Pakistan: Gewaltwelle vor Parlamentswahl

In Pakistan finden am Samstag Parlamentswahlen statt - überschattet von einer Welle der Gewalt: Allein in den vergangenen zwei Monaten sind mehr als hundert Menschen bei Wahlkampfveranstaltungen getötet worden. Denn die Taliban bezeichnen die Wahl als unislamisch und wollen sie verhindern. Die Hochburg der Taliban ist die Küstenstadt Karachi - ein Wahlkampf zwischen Autobomben und Kalaschnikovs.

Mittagsjournal, 8.5.2013

Aus Karachi berichtet

Im Wahlkampf schon mehr als 100 Tote

In Karachi leben rund 20 Millionen Menschen, wie viele es tatsächlich sind, weiß niemand genau. Jeden Tag kommen tausende aus dem Grenzgebiet zu Afghanistan hinzu, wo bittere Armut herrscht und die Taliban der einzige Machtfaktor sind. Die pakistanischen Behörden dachten, wenn man diese Menschen in Karachi in Ruhe lässt, würden auch die islamistischen Fundamentalisten versuchen, unauffällig zu bleiben – eine grobe Fehleinschätzung, wie sich jetzt zeigt.

Der Wahlkampf in Karachi ist kein normaler Wahlkampf. Er ist geprägt von Sicherheitsvorkehrungen gegen Selbstmordattentäter – im Wahlkampf wurden schon mehr als hundert Personen getötet. Die wahlwerbenden Parteien wissen sich nicht mehr anders zu helfen, als einen massiven Einsatz des Militärs am Wahltag zu fordern. Sie fürchten, dass es keine freien Wahlen sein werden, weil die Taliban alles kontrollieren. 4.000 weitere Soldaten sollen in die Stadt kommen, um die Wahlen zu sichern.

Wahlkampfentscheidend: Wer kennt wen?

Ökonomisch und politisch ist Pakistan in der schlimmsten Krise seit der Staatsgründung. Dieses Urteil fällt der bekannte Autor und Journalist Achmed Rashid: "Pakistan ist in einer dramatischen Krise. Es leben hier fast 200 Millionen Menschen, die meisten von ihnen in Armut. Die Wirtschaft liegt am Boden, innerhalb des Landes toben drei verschiedene Bürgerkriege, die Gewalt ist schlimm wie nie."

Was die Wahlen und der Hoffnungskandidat vieler, der ehemalige Cricket-Star Imran Khan, bewirken können, ist noch unklar. Achmed Rashid ist skeptisch, dass Khan die Menschen wirklich überzeugen wird können. In Pakistan würden sich Wahlen nicht über Kandidaten oder Programme entscheiden, sondern dadurch, wer wen kenne.

Die Wahlen sind in Karachi jedenfalls ein bestimmendes Thema, denn auch hier geht es der Wirtschaft schlecht. Die Menschen kaufen nur das notwendigste, sie trauen sich am Abend nicht mehr aus ihren Häusern. Wählen wollen trotzdem viele Bewohner Karachis gehen, auch wenn der Gang zur Urne lebensgefährlich werden kann.