Brandschutz für Fabriken in Bangladesch

Die Beschäftigten in den Textilfabriken Bangladeschs sollen künftig nicht mehr fürchten müssen, dass ihr Arbeitsplatz zur Brandfalle wird oder die Mauern um sie herum einstürzen. Am Montag trat offiziell ein Brandschutzabkommen in Kraft, mit dem sich 70 Textilunternehmen weltweit verpflichten, die Fabrikgebäude regelmäßig inspizieren und wenn nötig reparieren zu lassen.

Mittagsjournal, 8.7.2013

Auf Druck der Konsumenten

Der kleine Staat Bangladesch ist nach China der zweitgrößte Hersteller von Kleidung für Europäer und Amerikaner. 19 Milliarden Euro sind die Gesamteinnahmen daraus für einen der ärmsten Staaten in Asien. Die 25 Euro, die ein Österreicher zum Beispiel für ein T Shirt bezahlt, müssen für eine Arbeiterin in Bangla Desh als Monatslohn reichen. Dabei muss sie jeden Tag fürchten, dass ein Feuer ausbricht und die Türen verschlossen sind, oder das ganze Gebäude über ihr einstürzt. Doch die Angst, ganz ohne Arbeit dazustehen, ist bei vielen Menschen noch größer. Es gibt kaum andere Arbeitsplätze. Nach dem Einsturz der Fabrik in Dhaka am 24. April wollten viele Kunden keine Leiberl mehr aus Bangladesch kaufen. Da beschlossen große Bekleidungshersteller, die Lage in den Zulieferfabriken zu verbessern. Zusammen mit Gewerkschaften haben sie ein Abkommen ausgearbeitet, das heute in Kraft tritt.

Viele große Namen

70 Firmen vor allem aus Europa verpflichten sich, alle ihre Partnerfabriken zu inspizieren und auch für die nötigen Verbesserungen zu bezahlen. Finden die Sachverständigen einen Mangel, stoppen sie sofort die Produktion, bis der Umbau fertig ist. Die Arbeiter sollen weiter ihren Lohn bekommen. Das Abkommen haben einige der größten Namen unterzeichnet, die in jeder Einkaufsstraße zu finden sind: H&M, Zara, C&A, Eduscho, Benetton, die britische Kette Marks und Spencer. Nur wenige amerikanische Firmen sind dabei, immerhin aber Abercrombie and Fitch, Tommy Hilfiger und Calvin Klein. Den ganz großen US-Unternehmen Walmart, GAP und Target geht das Abkommen zu weit, da es rechtlich bindend ist. Amerikanische Firmen haben immer Angst vor großen teuren Prozessen. Sie arbeiten an einem eigenen Plan, der aber nach Ansicht von Gewerkschaften weniger effektiv sein wird als das Abkommen über Gebäudesicherheit, das heute in Kraft tritt.

Bereits in den nächsten Tagen sollen die ersten Fabriken in Bangladesch untersucht werden, neun Monate hat man dafür eingeplant. Das scheint wenig für die mehreren Tausend Fabriken, die für westliche Unternehmen produzieren, aber bei den derzeitigen Bedingungen ist jede Verbesserung ein Fortschritt.

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