Ärzte-Kontrolle: System mit Fehlern?

Seit gestern ist die Ärztekammer mit schweren Vorwürfen konfrontiert. Sie soll seit Jahren tatenlos zusehen, dass in einer Ordination Schwangerschaftsabbrüche mit fatalen Folgen für viele Frauen durchgeführt werden. Wer soll die Qualität in Arztpraxen kontrollieren - diese Frage wird seither diskutiert.

Morgenjournal, 12.7.2013

Ärztliche Selbst-Kontrolle

Arztpraxen werden in Österreich von der ÖQmed kontrolliert, einer von der Ärztekammer gegründeten und finanzierten Gesellschaft. Kritiker dieser Regelung sagen, die Kammer habe direkten Durchgriff auf diese Kontrollinstanz.

Das Verfahren für niedergelassene Ärzte ist seit dem Vorjahr neu. Zuerst bekommt der Arzt einen Fragebogen, anhand dessen er sich selbst bewertet. Eine Frage darauf: Ob er die Patienten über Risiken, Alternativen und Nebenwirkungen von Diagnose- und Therapieverfahren aufklärt. Der Arzt kann dann ja oder nein ankreuzen. Ein Nein bedeutet, dass es einen Mangel gibt. Und der Arzt wird aufgefordert, diesen Mangel zu beheben und das auch nachzuweisen. "Das ist, wie wenn man ein Kind fragt: warst du in der Schule eh brav - eine Alibiaktion", kritisieren Patientenanwälte.

Prüfungen nach Ankündigung

Manchmal werden Ordinationen an Ort und Stelle überprüft, welche, bestimmt ein Zufallsgenerator. Doch die Prüfer kündigen sich vorher an. In all diesen Fällen geht es ausschließlich um Fragen, wie dokumentiert wird, wie es mit der Hygiene aussieht, wie die Abläufe sind, wie sich die Mitarbeiter fortbilden etc. Es geht nicht um die medizinische Qualität und mögliche Behandlungsfehler. Patienten, die sich schlecht behandelt fühlen, können sich zum Beispiel an die Patientenanwaltschaften oder an die Schlichtungsstellen der Ärztekammer wenden.

Die Qualitätskontrolle auf völlig neue Beine zu stellen, das wird seit gestern von Patientenanwälten und Gesundheitsökonomen gefordert. Das Hin- und Herschieben der Verantwortung, wer für das Abstellen von Missständen zuständig ist, helfe niemandem.